Seit seiner Gründung im Jahr 2017 konnte der kleine Indie-Publisher Humble Games Titel wie „Bo: Path of the Teal Lotus“, „Signalis“ oder auch „Slay the Spire“ zahlreichen Spielern und Spielerinnen näherbringen. Nun scheint die im kalifornischen San Francisco ansässige Firma allerdings auch von der nicht abebbenden Entlassungswelle betroffen zu sein. Wie unter anderem die Kollegen von PlayStation Universe berichten, sei das gesamte Team entlassen worden.
Von dieser Maßnahme betroffen seien insgesamt 36 Personen des Publishers. Keine Auswirkungen sollen die jüngsten Entwicklungen auf den Humble Bundle Store haben, der mehrere Spiele zu reduzierten Preisen verkauft und so Geld für wohltätige Zwecke sammelt.
Schwere wirtschaftliche Zeiten für Restrukturierungen verantwortlich
In einem Post auf der Plattform LinkdIn ging Humble Games näher auf die Entlassungen ein. Als Grund für diese Maßnahme werden die „schwierigen wirtschaftlichen Zeiten“ genannt, vor denen auch Indie-Games-Publisher nicht verschont bleiben würden. Deshalb habe das Unternehmen diese „schwierige aber notwendige Entscheidung getroffen“, um seine Operationen zu restrukturieren. Zudem soll so die Entwicklung laufender Projekte gewährleistet werden.
Weiter heißt es, die Verantwortlichen würden „tiefstes Mitgefühl“ für alle betroffenen Personen bei Humble Games empfinden. „Die Beiträge unseres Teams waren erstklassig und von unschätzbarem Wert und haben den Start unserer Spiele unterstützt, seit wir 2017 mit der Publishing-Arbeit begonnen haben. Wir verpflichten uns, diesen Übergang mit so viel Empathie und Verständnis wie möglich zu bewältigen.“
Abschließend heißt es, Humble Games sei bestrebt, „diesen Übergang für alle Beteiligten so reibungslos wie möglich zu gestalten. Ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung und Ihr Mitgefühl in dieser schwierigen Zeit. Wir wissen das sehr zu schätzen.“
Diese Entwicklungen sollen jedoch nicht das Ende des Indie-Publishers bedeuten. In einer E-Mail eines PR-Vertreters der Firma, die den Kollegen von PSU vorliegt, stellt die Firma klar: „Kurz gesagt, nein, das Unternehmen wird nicht geschlossen, sondern befindet sich in einer Umstrukturierung. Laufende Projekte und kommende Veröffentlichungen sind davon nicht betroffen und werden weiterhin von Humble Games unterstützt und veröffentlicht.“
Neuer Bericht wirft einen Schatten auf die jüngsten Ereignisse
Das Ende dieser Ereignisse haben wir allerdings noch nicht erreicht, denn zuletzt folgte ein Artikel von Aftermath, der weitere Details in dieser Angelegenheit ans Licht bringt. Aus besagtem Bericht geht hervor, dass Humble Games Mutterunternehmen Ziff Davis tatsächlich die Schließung des Indie-Publishers im Sinn habe. Die Arbeiten an noch laufenden Projekten soll das externe Team der Consulting-Firma The Powell Group übernehmen.
Darüber hinaus habe Aftermath einen Mitschnitt jenes Meetings erhalten, in dem die Humble Games-Mitarbeiter über ihre Entlassung informiert worden seien. Steve Horowitz, Präsident der Technologieabteilung von Ziff Davis, habe im Rahmen des Gesprächs „steigende Kosten und Entwicklungsverzögerungen“ als Gründe für die Kündigungen sowie die Übertragung noch laufender Arbeiten an The Powell Group angeführt.
Ziff Davis hat sich zu den jüngsten Entwicklungen bisher noch nicht geäußert.
Ex-Mitarbeiter von Humble Games finden klare Worte
Ehemalige Humbles Games-Angestellte zeichnen jedoch ein anderes Bild und geben an, es sei billiger, ein externes Team mit den Projekten zu betrauen, als weiterhin 36 Vollzeitgehälter zu bezahlen. Ziff Davis würde somit versuchen, die jüngsten Geschehnisse zu beschönigen. Hierzu sagte ein einstiger Humbles Games-Mitarbeiter: „Niemand […] hat die Entlassungen überstanden, und sie werden auch in Zukunft nichts mit der Veröffentlichung von Spielen zu tun haben.“
Ein anderer einstiger Humble Games-Mitarbeiter kritisierte den Führungsstil von Ziff Davis und sagte, das Unternehmen habe keine Ahnung davon, wie ein Indie-Games-Publisher geführt werden müsse: „Die Geschäftsmodelle waren einfach nicht miteinander vereinbar. Ziff ist sehr gut darin, viele Medien zu besitzen und die Werbeeinnahmen zu steigern, und die Veröffentlichung von Humble Games passte einfach nicht zu ihrem Geschäftsmodell.“
Der ehemalige Humble Games-Angestellte Chris Radley findet indes auf LinkdIn deutliche Worte zu den jüngsten Ereignissen und stellt Ziff Davis direkt zur Rede: „Ich möchte klarstellen, dass es sich NICHT um eine Umstrukturierung des Betriebs handelt. Dies ist eine vollständige Schließung von #HumbleGames. Der Betrieb wurde an ein externes Beratungsunternehmen übergeben.
Es sind KEINE Mitarbeiter mehr übrig. Dies war wieder einmal ein Versagen der Führungsebene auf ganzer Linie, und wieder einmal zahlen hart arbeitende, talentierte Mitarbeiter den Preis für ihre schlechten Entscheidungen.“
Ex-Angestellte machen auf die Erfolge von Humble Games aufmerksam
Laut einem weiteren Ex-Mitarbeiter von Humbles Games seien die Betroffenen aufgrund der jüngsten Ereignisse extrem niedergeschmettert: „Wir waren sehr wohltätigkeitsorientiert. Humble Bundle selbst hat eine Viertelmilliarde Dollar für wohltätige Zwecke gesammelt, und ich weiß, dass ein Teil davon auf Humble Games zurückzuführen ist“, so ein ehemaliger Mitarbeiter.
„Wir suchten nach Leuten, die nicht nur in der Spielebranche arbeiten wollten, die nicht nur bei irgendeinem Indie-Publisher arbeiten wollten, sondern Leute, die genau diese Werte verkörperten.“
Weitere Stimmen, die im Aftermath-Bericht zu Wort kommen, führen schließlich noch die gute Stimmung innerhalb des Humble Games-Teams an. Alle seien auf ein gutes Miteinander bedacht gewesen, hätten sich gegenseitig sowie auch die Indie-Entwicklerstudios unterstützt. „Das war wirklich ein einzigartiger Publisher mit einer erstaunlichen Besetzung, und ich bin mir nicht sicher, ob es eine ähnliche Publishing-Struktur gibt.“
Was ist eure Meinung zu den Entlassungen beim Indie-Publisher Humble Games?
Weitere Meldungen zu Humble Games.
Diese News im PlayStation Forum diskutieren
(*) Bei Links zu Amazon, Media Markt, Saturn und einigen anderen Händlern handelt es sich in der Regel um Affiliate-Links. Bei einem Einkauf erhalten wir eine kleine Provision, mit der wir die kostenlos nutzbare Seite finanzieren können. Ihr habt dabei keine Nachteile.
Kommentare
naughtydog
24. Juli 2024 um 13:19 UhrUm’s Verrecken Geld zu machen, verwandelt alles in Schei…!
Brok
24. Juli 2024 um 13:26 UhrDie Entlassungswellen spiegeln im Grunde mehr die zu hohe Erwartungshaltung in der Branche wieder. Das schnelle Geld scheint nirgends so nah wie dort. Realistisch betrachtet kann die Branche auch nicht bis ins unendliche wachsen. Und die Kunden auch nicht unendlich Games zocken. Und es erscheinen jeden Monat mittlerweile Unmengen.
DerKonsolenkenner
24. Juli 2024 um 13:34 UhrMan kann jetzt nicht sagen dass Humble Games geschlossen wurde, da arbeitet zur Zeit einfach keiner mehr
Wojak
24. Juli 2024 um 13:41 UhrHabeck bist du es? :O
3DG
24. Juli 2024 um 13:49 UhrSchwere wirtschaftliche Zeiten. Immer wieder interessant zu lesen wenn doch alles Milliarden Gewinne abwirft. Und gerade die oberen jeder Firma im Geld nur so schwimmen.
Doctor Kwa
24. Juli 2024 um 13:54 UhrCash rules everything around me, cream get the money, dollar, dollar bill ya‘ll!
spider2000
24. Juli 2024 um 14:09 UhrEntlassung ist das Wort des Jahres.
naughtydog
24. Juli 2024 um 14:28 Uhr@DerKonsolenkenner
Das klingt nach einem bestimmten Minister. 😀
RegM1
24. Juli 2024 um 14:52 UhrEs ist in jeder Branche so, irgendwann merkt man, dass die Mitarbeiter gar nicht so qualifiziert sein müssen, dann wird outgesourced. Ganz ehrlich, ich kenne manche Leute die wirklich nur 2 Stunden am Tag arbeiten aber 8 bezahlt werden (Verwaltung/Beamte).
Solange der Steuerzahler die Kosten für sowas schultert wird kein Min-Maxing betrieben, aber bei börsennotierten Unternehmen sieht das anders aus 😉
xjohndoex86
24. Juli 2024 um 14:55 UhrSehr schade. Toller Publisher für Indie Spiele. Gerade Signalis und Moonscars haben mir sehr gefallen.
Toxicity
24. Juli 2024 um 15:42 UhrMein Beileid…oder…wen juckts..