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Review

Madden NFL 25 im Test: Krachende Tackles und mehr Storytelling

"Madden NFL 25" soll sich dank eines überarbeiteten Gameplays mehr nach American Football anfühlen. Zudem bietet der Karriere- und Franchise-Modus mehr Umfang. PLAY3.DE hat getestet, ob das Spiel wirklich besser ist als der Vorgänger.

play3 Review: Madden NFL 25 im Test: Krachende Tackles und mehr Storytelling

7.5

Die NFL-Begeisterung in Deutschland ist groß. Was mit sehr erfolgreichen TV-Übertragungen im deutschen Fernsehen begann, mündete in mittlerweile drei NFL-Saisonspielen auf deutschem Boden. Auch in diesem Jahr wird die stärkste American-Football-Liga der Welt in Deutschland zu Gast sein, wenn am 10. November 2024 die New York Jets und die Carolina Panthers aufeinandertreffen. Kein Wunder also, dass das jährlich erscheinende „Madden NFL“ auch in Deutschland ein großes Thema ist.

Mit „Madden NFL 25“ (Amazon) erschien nun am heutigen Freitag der neueste Ableger der Videospielreihe von EA Sports. Kurios: Es ist bereits das zweite Mal, dass ein Videospiel mit dem Titel „Madden NFL 25“ auf den Markt kommt. Im August 2013 erschien nämlich kein „Madden NFL 14“, sondern ein „Madden NFL 25“, weil dies der 25. Teil dieser Spielereihe war. Das echte „Madden NFL 25“ ist somit bereits der 36. Teil. Und was bietet dieser an Neuheiten? Zunächst einmal ein überarbeitetes Gameplay.

Tackles sind realistischer geworden

Durch die FieldSENSE-Technologie bzw. Boom-Technologie sollen sich die Zweikämpfe besser steuern lassen. Steuert man einen Verteidiger und betätigt den Hit Stick genau in Richtung des Gegenspielers und zum richtigen Zeitpunkt, kommt ein krachender Tackle zustande. Allerdings ist der Offensivspieler mit dem Ball nicht chancenlos. Ebenfalls neu ist nämlich das Ballträger-Gleichgewicht- und Recovery-System. Dies gibt dem ballführenden Spieler die Möglichkeit, Tackles zu durchbrechen und weiterzulaufen – im Idealfall bis in die Endzone.

Laut EA Sports werden in den Zweikämpfen sogar die Geschwindigkeiten, die Muskelkräfte und die Spielerbewertungen mit eingerechnet und sollen zu einem realistischen Ergebnis führen. Nun lässt sich als einfacher Gamer nicht herausfinden, welche Berechnungen dem Spielverlauf zugrunde liegen. Allerdings lässt sich bereits nach wenigen Minuten Spielzeit feststellen, dass sich „Madden NFL 25“ tatsächlich mehr nach echtem Football anfühlt: Balltragende Spieler durchbrechen Tackles, Quarterbacks befreien sich aus einem fast sicheren Sack und bringen den Ball doch noch an. Auch die Ballphysik erscheint realistischer. So kann es schon einmal passieren, dass ein Wide Receiver den Ball zunächst nicht fängt, dann aber im Nachfassen greift und weiterläuft.

Als Verteidiger entsteht teilweise Frust

Auch die neue Kickoff-Regel, die erst seit der bevorstehenden Saison gilt, ist im Spiel enthalten. Laut EA Sports wurde mit verschiedenen Head Coaches der NFL wie zum Beispiel Mike Tomlin zusammengearbeitet, um die Regeländerung realistisch im Spiel einzubauen.

So viel Spaß das Spiel als Angreifer macht, so frustrierend ist dies manchmal als Verteidiger. Es liegt in der Natur des Sports, dass ein einzelner Verteidiger nur wenig ausrichten kann. Selbst wenn man als Pass Rusher den gegnerischen Quarterback noch so sehr unter Druck setzt, hat dies keinen Wert, wenn ein Passverteidiger nicht aufpasst, den Wide Receiver laufen lässt und dieser sofort angespielt werden kann. Es fühlt sich dadurch ein bisschen nach Zufall an, ob man die Offense nun gestoppt bekommt oder nicht.

Zwei neue Kommentatoren-Duos – leider nicht Patrick Esume und Björn Werner

Bei „Madden NFL 25“ gibt es nun zwei neue Kommentatoren-Duos. Mike Tirico und Greg Olsen sowie Kate Scott und Brock Huard sind neu dabei und eine Ergänzung zu Brandon Gaudin und Charles Davis. Insbesondere Tight-End-Ikone-Greg Olsen dürfte viele hartgesottene NFL-Fans freuen.

Dabei kommen wir allerdings auch zu einem Kritikpunkt: Das ganze Spiel (von der Sprachausgabe bis hin zu den Menüs und den Tutorials) ist in Englisch. Dies ist bei einem Spiel aus dem US-Sport zwar nicht ungewöhnlich. Allerdings ist der NFL-Hype in Deutschland so groß, dass deutsche Inhalte wünschenswert gewesen wären. Wie geil wäre es, wenn die Spiele von Patrick Esume und Björn Werner kommentiert werden würden!?

Superstar-Modus beginnt mit der NFL Combine

Das Herzstück des Spiels sind der Superstar-Modus und der Franchise-Modus. Im Superstar-Modus kreieren wir einen eigenen Football-Spieler, der vom College kommt und in die NFL gelangt. Dabei stehen fünf unterschiedliche Positionen zur Auswahl: Quarterbacks, Halfback, Wide Receiver, Linebacker oder Cornerback.

Wie bei „Madden NFL 24“ beginnt das Spiel mit der NFL-Combine. Dies ist ein Sichtungstraining, bei dem die besten Football-Talente vom College geprüft werden. Verschiedene Minispiele, zum Beispiel der 40-Yard-Sprint oder Bankdrücken, sind zu meistern. Außerdem ist ein Wissensquiz zum Thema Football zu absolvieren. Je besser wir abschneiden, desto früher werden wir beim NFL Draft von einem Team ausgewählt. Bei welchem Team wir landen, lässt sich nicht aktiv beeinflussen. Dies ist in der Realität übrigens genauso.   

Das Ziel ist es, gute Leistungen auf dem Feld abzuliefern, Belohnungen zu erhalten und den Spieler weiterzuentwickeln. Dies ist sehr transparent gemacht. Während des Spiels ist rechts oben eine Note abgebildet, mit der die Leistung bewertet wird. Jeder Spielzug, den man auf dem Platz macht, wird positiv oder negativ bewertet und fließt in die Gesamtnote mit ein.

Wenn ich als Quarterback zum Beispiel einen Pass anbringe oder sogar unter Druck einen Touchdown-Pass werfe, verbessert sich meine Note. Werfe ich eine Interception (Fehlpass) oder werde ich gesackt (zu Boden gerissen), verschlechtert sich meine Note. Nach meinem Spiel bekomme ich Punkte und kann die Fähigkeiten meines Spielers weiterentwickeln. Allerdings ist das System mit den verschiedenen Upgrades so komplex, dass es einen schnell erschlägt.

Madden-Cast-Sendung ist verschwunden, dafür mehr Storyelemente

In einem Karrieremodus ist auch wichtig, was zwischen den Spieltagen passiert. Die Madden-Cast-Sendung aus „Madden NFL 24“, in der drei Experten über die Entwicklung des eigenen Spielers sprechen, ist verschwunden. Dafür aber gibt es in „Madden NFL 25“ wieder mehr Storytelling. Wir werden zum Beispiel am ersten Tag vom Head Coach des Teams begrüßt, absolvieren Pressekonferenzen, geben auf dem Trainingsplatz Interviews oder führen Gespräche mit Mitspielern. Die Gespräche wirken sich tatsächlich auf den weiteren Spielverlauf aus.

Ein Beispiel: Nachdem ich als Quarterback mit den Las Vegas Raiders die ersten beiden Saisonspiele verloren habe, fragt mich Star-Receiver Davante Adams, was dem Team meiner Meinung nach fehlt. Ich übernehme die Verantwortung und erkläre, dass ich besser werfen muss. Adams stärkt mir daraufhin den Rücken und sagt, dass ich voll auf ihn zählen kann. Die Folge: Adams bekommt einen X-Faktor, ist also im nächsten Spiel besser anspielbar. Insgesamt sorgen diese Zwischensequenzen für eine gute Unterhaltung. Allerdings gibt es bei den Dialogen keine Sprachausgabe, sondern lediglich eingeblendete Dialoge.  

Was sonst noch zu tun ist? Natürlich Training. Wir können auswählen, was für ein Workout wir absolvieren möchten. Dabei wird direkt angezeigt, welche Auswirkungen das jeweilige Workout auf unseren Spieler hat. Allerdings absolvieren wir das Training nicht wirklich – was mich persönlich nicht stört, weil der Spaß an Trainingseinheiten ohnehin schnell verlorengeht.

Franchise-Modus mit umfangreichen NFL Draft

Wer nicht nur die Karriere eines Spielers durchleben, sondern ein ganzes Team leiten möchte, wählt den Franchise-Modus. Diese Management-Variante kann sowohl online wie auch offline gespielt werden und bietet eine große Vielfalt. Wie gewohnt können wir zum Beispiel den Kader und Staff managen, Trades anfragen, Trainingseinheiten absolvieren und den wöchentlichen Gameplan für das nächste Spiel festlegen. Dass all dies in eher schmucklosen Menüs vonstattengeht, lässt sich verschmerzen, überfordert allerdings Einsteiger teilweise.

Eine Überarbeitung bekam der Draft, bei dem die NFL-Teams über sieben Runden die besten Talente vom College verpflichten. Bereits während der regulären Saison haben wir die Möglichkeit, die besten Talente zu scouten. Hat die Talentziehung begonnen, liefert das Draft-Board einen Überblick, welche Spieler für unser Team interessant sind und an welcher Position die Akteure gepickt werden könnten. Möglicherweise lohnt es sich ja, nach oben zu traden, um den Wunschspieler zu bekommen.

Die Informationen zu den einzelnen Spielern sind sehr umfangreich. Haben wir uns für einen Spieler entschieden, wird (wie in der Realität von den Medien) direkt bewertet, ob das ein guter Pick war oder nicht. In hübschen Zwischensequenzen ist zu sehen, wie der Spieler zu Hause den Anruf vom Team erhält oder persönlich beim Draft von NFL-Boss Roger Goodell auf die Bühne geholt wird und das Trikot überreicht bekommt. Insgesamt ist der Draft sehr gelungen. Wer Spaß daran hat, tief in die Materie einzutauchen, kann durchaus einen ganzen Abend mit dem Draft verbringen.

Auch unter der Saison gibt es immer wieder Zwischensequenzen, bei denen der Spieler Einfluss auf die Teamentwicklung nehmen kann. Dazu gehören zum Beispiel Taktikbesprechungen, Gespräche mit Spielern oder Interviews. Mehr als 70 neue dynamische Handlungsstränge sollen dafür sorgen, dass die NFL-Stars auf das reagieren, was wir als General Manager sagen und entscheiden. Zumindest in den ersten Stunden entsteht tatsächlich das Gefühl, immer wieder etwas Neues mit dem eigenen Team zu erleben. Gut möglich aber, dass sich einiges nach mehreren Wochen Spielzeit doch wiederholt.

Teambuilder, Ultimate Team – aber nicht das Gänsehaut-Feeling von „College Football“

Ansonsten bietet Madden NFL 25 noch den Teambuilder, mit dem sich Logos hochladen oder Trikots, Helme, Stadien und Logos anpassen lassen. Für Online-Spieler gibt es den gewohnten Head-to-Head-Modus und natürlich das NFL Ultimate Team. Insgesamt ist das Spiel trotz aller Komplexität sehr einsteigerfreundlich. Es gibt nicht nur den Trainingsmodus, bei dem sich die Steuerung in verschiedenen Tutorials erlernen lässt. Auch die kurzen Erklärungen in den Menüs, die zum Beispiel im Franchise-Modus eingeblendet werden, sind hilfreich – sofern man der englischen Sprache mächtig ist.

Ist „Madden NFL 25“ nun einen Kauf wert? Diese Frage stellt sich in diesem Jahr ganz besonders, weil es mit „College Football 25“ ein Konkurrenzprodukt aus dem eigenen Hause von EA Sports gibt. Das Gameplay der beiden Spiele ist nicht identisch, aber sehr ähnlich. College Football bietet mehr Abwechslung, weil 134 Teams spielbar sind und in ihren Original-Stadien antreten. Zudem wurde bei den Einlaufzeremonien, die im College-Football eine große Bedeutung haben, mit mehr Liebe zum Detail gearbeitet. Das Gänsehaus-Feeling, das bei „College Football 25“ entsteht, kommt bei „Madden NFL 25“ nicht rüber.

Dafür aber bietet „Madden NFL 25“ einen abwechslungsreicheren Karrieremodus mit Story-Elementen und die Lizenz der 32 NFL-Teams mit allen Superstars. Dies alleine dürfte bei der NFL-Begeisterung in Deutschland für viele ein Kaufgrund sein.   

7.5

Wertung und Fazit

PRO
  • Lizenz aller 32 NFL-Teams mit allen Spielern
  • Tackles fühlen sich realistischer an
  • Storyelemente sorgen für Abwechslung im Superstar- und Franchise-Modus
  • NFL Draft im Franchise-Modus ist stark umgesetzt
  • Hilfreiche Tutorials
CONTRA
  • Defensivspiel führt teilweise zu Frustrationen
  • Das Spiel ist komplett in Englisch
  • Belohnungs- und Upgradesystem überfordert Einsteiger
  • Intros vor den Spielen nicht so detailliert wie in College Football 25

Madden NFL 25 im Test: Krachende Tackles und mehr Storytelling

„Madden NFL 25“ hat gegenüber der Vorjahresversion tatsächlich einen Schritt nach vorne gemacht. Zweikämpfe fühlen sich viel realistischer an. Auch der Superstar-Modus und der Franchise-Modus sind durch die Story-Elemente abwechslungsreicher geworden. Die Darstellung der Videoclips ist zwar ausbaufähig, weil eine Sprachausgabe fehlt. Dafür allerdings hat man das Gefühl, mit den Antworten in den Interviews oder Gesprächen wirklich etwas zu bewirken.

Dennoch hat das Spiel Luft nach oben. Irgendwie springt der Funke bei mir nicht so über wie bei „College Football 25“. Die Besonderheiten der Teams und der Stadien wurden nicht so gut herausgearbeitet wie in „College Football 25“, wo es alleine schon Freude bereitet, sich die ganzen Intros vor dem Spiel anzuschauen, weil diese so unterschiedlich sind. Hinzu kommt das Problem, dass Defensiv-Football in Madden (zumindest mir) einfach keinen Spaß macht. NFL-Fans dürften von dem Spiel trotzdem angetan sein.

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