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Undisputed im Test: Ergibt Boxen auf der Playstation Sinn?

Boxspiele fanden auf der Konsole zuletzt kaum statt. Mit „Undisputed“, das am 11. Oktober erscheint, soll sich das ändern. PLAY3.DE ist bereits in den virtuellen Ring gestiegen und hat das Spiel von Steel City Interactive getestet. Vieles gefällt uns dabei gut – aber nicht alles.  

play3 Review: Undisputed im Test: Ergibt Boxen auf der Playstation Sinn?

7.5

Der Box-Boom in Deutschland liegt lange zurück. In den 1990er Jahren sorgten deutsche Stars wie Henry Maske und Axel Schulz für TV-Einschaltquoten in zweistelliger Millionenhöhe. Die Ukrainer Wladimir Klitschko und Vitali Klitschko transportierten die Begeisterung mit in das neue Jahrtausend, weil sie den Großteil ihrer Kämpfe in Deutschland austrugen. Mittlerweile allerdings ist Boxen in Deutschland zu einem Nischensport verkommen.

Weltweit jedoch ist Boxen weiterhin populär. Erst Ende September boxten die Briten Anthony Joshua und Daniel Dubois im Wembley-Stadion vor einer europäischen Rekordkulisse von 96.000 Fans gegeneinander. Dennoch ist Boxen eine Sportart, die auf der Konsole kaum stattfindet. Der letzte Teil der Fight Night Serie von EA Sports erschien 2011 für die Playstation 3.

Ein möglicher Grund dafür, dass es eher wenig Boxspiele gibt, könnte das eingeschränkte Handlungsfeld sein. Während bei WWE 2K oder UFC eben auch Tritte und Bodenkämpfe möglich sind, lässt sich im Boxen nur mit den beiden Fäusten agieren. Der Entwickler Steel City Interactive ließ sich davon nicht abhalten, mit „Undisputed“ dennoch ein neues Box-Spiel auf den Markt zu bringen.

Von Tyson Fury bis Deontay Wilder – aber kein Klitschko

Ob das funktioniert? Zu Beginn des Spiels findet ein Tutorial statt, in dem uns mit deutschen Texttafeln die Steuerung beigebracht wird. Mit dem linken Stick bewegen wir den Boxer, mit dem rechten Stick oder den Aktionstasten lassen sich die verschiedenen Schläge einsetzen. Im Idealfall agiert man aus einer sicheren Deckung heraus und zermürbt den Gegner mit Schlagkombinationen. Insgesamt soll es 60 verschiedene Schläge, Verteidigungen und Fußtechniken geben. Zumindest die Grundtechnik ist schnell erlernt.

Zu Beginn des Spiels wird in einem Tutorial die Steuerung erklärt.

Mehr als 70 echte Boxer sind im Spiel enthalten. Darunter befinden sich Ikonen wie Muhammad Ali, Joe Frazier und Roy Jones Jr., aber auch die aktuellen Stars wie Tyson Fury, Deontay Wilder und Oleksandr Usyk. Die Klitschkos oder auch Anthony Joshua fehlen hingegen. Ob das daran liegt, dass Joshua vor der Rekordkulisse in Wembley ordentlich vermöbelt wurde? Mit Patrick Rokohl und Sophie Alisch (es gibt auch weibliche Boxerinnen) sind auch zwei deutsche Akteure im Spiel vertreten.

Für die Austragung der Boxkämpfe gibt es 14 verschiedene Schauplätze – von kleinen Gyms bis hin zu den großen Arenen. Die legendären Boxarenen wie zum Beispiel die MGM Grand Garden Arena fehlen leider. Dafür ist zum Beispiel die Kingdom Arena von Riad in Saudi-Arabien vertreten, wo in der jüngeren Vergangenheit Kämpfe von Fury & Co. stattfanden. Hinzu kommen noch einige Fantasy-Arenen – zum Beispiel in der Altstadt von Dubrovnik, wo die Erfolgsserie „Game of Thrones“ gedreht wurde.

Die Atmosphäre in den Arenen wird gut herübergebracht.

Das Spiel bietet vor allem eines: richtig gute Boxatmosphäre. Der Einmarsch in die Arenen wurde toll eingefangen. Wenn die beiden Boxer im Ring stehen und von dem legendären Ringsprecher Jimmy Lennon angesagt werden, fühlt sich das wie bei einer Fernsehübertragung auf DAZN an. Die Boxer sehen nicht nur gut aus, sie bewegen sich auch ähnlich wie ihre Vorbilder. Besonders schön anzusehen ist, wie Muhammad Ali durch den Ring tänzelt.

Ringsprecher Jimmy Lennon sagt die Kämpfe an.

Übrigens macht es keinen Sinn, einfach nur wild auf die Tasten zu hauen. Der eigene Boxer wäre durch die vielen Schläge in die Deckung ausgepowert, würde vom Gegner ausgekontert und auf die Bretter geschickt werden. Das ändert allerdings nichts daran, dass man dazu neigt, immer wieder ähnlich vorzugehen: Deckung hoch, ein paar Schläge austeilen, Deckung hoch, dann weitere Schläge austeilen. Spaß macht es irgendwie trotzdem.

Die Fights erinnern an die Rocky-Filme

Die meisten Fights erinnern aufgrund der vielen Niederschläge zwar eher an einen „Rocky“-Film mit Sylvester Stallone als an die echten Boxkämpfe. Aber das Spiel soll eben unterhaltsam sein. Das Schadensmodell ist dafür sehr realistisch, weil sich die Folgen der Schläge direkt im Gesicht zeigen. Ebenfalls gut dargestellt ist, wie die Boxer zu Boden gehen. Sie fallen in die Seile oder verlieren plötzlich das Gleichgewicht.

Es kann auch passieren, dass der Ringrichter den Boxer stehend anzählt, wenn von ihm kaum noch eine Gegenwehr kommt. Dabei spricht er den Boxer englischsprachig an: „Are you ok? Box!“ Geht der Kampf über die vollen Runden, entscheidet das Urteil über den Kampfausgang. Dabei kann es durchaus passieren, dass die drei Punktrichter den Kampf unterschiedlich bewerten. Auch das ist in der Realität oftmals der Fall.   

Ein kleiner Kritikpunkt: Die Bekanntgabe der Punkte hätte spannender dargestellt werden können. Statt dass die Punktevergaben der drei Richter wie in der Realität nach und nach angesagt werden, wird einfach nur der Arm des Siegers in die Höhe gestreckt. Danach werden die Punkte eingeblendet.    



Der Karrieremodus: Vom Amateur zum Weltmeister

Die Auswahl an Spielvarianten ist eher gering. Es gibt die Schaukämpfe, vorgegebene Preiskämpfe mit einer Bestenliste, Online-Kämpfe (die wir vor dem Release noch nicht ausprobieren konnten) und den Karrieremodus. Dieser lässt sich wahlweise mit einem echten oder einem selbst erstellten Boxer absolvieren. Die Karriere beginn mit einem Amateurturnier – das relativ einfach zu gewinnen ist – ehe der Wechsel ins Profilager erfolgt.

Die Boxkarriere lässt sich mit einem echten Boxer wie Tyson Fury oder mit einem selbst erstellten Boxer absolvieren.

Um eine erfolgreiche Karriere hinzulegen, braucht es ein gutes Team um sich herum. Im Karrieremodus von „Undisputed“ werden ein Trainer, ein Manager und ein Cutman benötigt, der sich in der Ringpause zum Beispiel um Platzwunden kümmert. Danach schreibt man sich in ein Gym ein – und schon kann die Karriere beginnen. Dabei gilt es, sich zunächst mit einfachen Aufbaukämpfen für die großen WM-Fights zu empfehlen.

Vier Box-Weltverbände – drei gibt es wirklich

Genauso wie in der Realität gibt es auch im Spiel vier große Boxverbände, die jeweils eine eigene Rangliste führen und einen eigenen Weltmeister küren – und zwar die World Boxing Organisation (WBO), die World Boxing Council (WBC), die International Boxing Federation (IBF) und die Steel City Interactive (SCI). Letztere ist natürlich frei erfunden, die anderen drei Boxverbände gibt es wirklich.   

Woche für Woche kann man entscheiden, ob der Fokus im Training auf Kampfbereitschaft oder Gewichtssenkung liegen soll. Zwischendurch kann man sich über den Medien-Feed informieren, was ansonsten in der Boxwelt passiert ist. Viel mehr als simple Auflistungen der Kampfergebnisse und kurze Kampfankündigungen ist hier allerdings nicht zu finden. Alle paar Woche bekommt man die Möglichkeit, einen neuen Kampf auszuhandeln. Dabei stehen in der Regel drei verschiedene Boxer zur Auswahl.

Das Menü im Karrieremodus.

Hat man sich für einen Gegner entschieden, beginnt wie in der Realität das Verhandeln. Die Gewinnbeteiligung, der Kampfort, eine Revanche-Klausel, die Anzahl der Trainingswochen etc. zählen zu den Punkten, in denen eine Einigung zu erzielen ist. Finden beide Parteien keine Einigung, platzt der Kampf – wie in der Realität.

Eintöniges Fight Camp für die Kampfvorbereitung

Die Kampfvorbereitung findet im sogenannten Fight Camp statt. Dabei lässt sich (ähnlich wie in einem Manager-Spiel) per Menü festlegen, welche Trainingseinheiten absolviert werden, welche Medienaktivitäten stattfinden und wann sich der Boxer zu erholen hat. Bedauerlich: Nichts davon lässt sich wirklich nachspielen. Es wäre schön gewesen, wenn man mit seinem Boxer wirklich in den Gym geht, am Boxsack trainiert oder Sparringskämpfe absolviert, um den eigenen Faustkämpfer zu verbessern.

In der Ringpause gibt es Tipps vom Trainer.

Überhaupt verschenkt „Undisputed“ viel Potenzial bei all dem, was abseits vom Ring geschieht. Pressekonferenzen oder Interviews vor bzw. nach den Kämpfen gibt es nicht. Es existieren auch keine Zwischensequenzen, in denen die Geschichte des Boxers erzählt wird, oder Videosequenzen, in denen Experten ihre Einschätzungen geben. In diesem Punkt sind andere Sportspiele wie NBA 2K oder Madden ein großes Stück weiter.

Allerdings muss man diesem Spiel zugutehalten, dass es das erste Boxspiel von Steel City Interactive ist, während die anderen genannten Spiele sich Jahr für Jahr weiterentwickelt haben. Gut möglich, dass dies mit „Undisputed“ auch geschehen wird. Eine gute Grundlage wurde jedenfalls gelegt.              

7.5

Wertung und Fazit

PRO
  • Tolle Box-Atmosphäre mit Einlauf, Ringsprecher etc.
  • Mehr als 70 echte Boxer
  • Die Kämpfer bewegen sich realistisch
  • Die Steuerung wird gut erklärt und ist schnell erlernt
CONTRA
  • Karrieremodus ist sehr menü-lastig
  • Nur wenige echte Box-Arenen
  • Keine Medienaktivitäten
  • Keine Trainingsmaßnahmen vor einem Kampf

Undisputed im Test: Ergibt Boxen auf der Playstation Sinn?

Für Boxfans dürfte „Undisputed“ ein Muss sein. Auch für alle Sportfans, die eine gute Alternative zu den jährlichen Sporttiteln wie EA Sports FC oder WWE 2K suchen, ist dieses Spiel zumindest eine Überlegung wert. Die Boxatmosphäre wurde erstklassig eingefangen. Zwar verlaufen die Kämpfe alle sehr ähnlich.

Dennoch macht es einfach Spaß, den Gegner zu verdreschen. Was dem Spiel allerdings fehlt, ist das ganze Drumherum. Würde man wirklich in einem Gym trainieren, Interviews geben, Rivalitäten zu anderen Boxern entwickeln, Experteneinschätzungen bekommen, Zeitungsartikel lesen etc., wäre eine höhere Wertung möglich gewesen.

Kommentare

Flüssigmetall

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