Es war eigentlich eine ziemlich bemerkenswerte Rede, die Swen Vincke bei den diesjährigen „Game Awards“ hielt. In ihr forderte der Kopf der Larian Studios („Baldur’s Gate 3“) die Spielebranche indirekt dazu auf, einen Kurswechsel vorzunehmen. Er sagte voraus, dass das Spiel des Jahres 2025 von einem Studio stammen werde, das keine „tyrannischen“ Verkaufszahlen zu erfüllen habe und deren Mitarbeiter nicht behandelt würden wie die Zahlen einer Tabelle.
Dass es an dieser Botschaft womöglich etwas misszuverstehen gibt, zeigte sich kurz darauf auf der Steam-Seite von Larians Rollenspiel-Hit „Baldur’s Gate 3“. Dort tauchten plötzlich Hunderte negative Rezensionen auf, oft mit zynischen oder beleidigenden Kommentaren. Darunter Aussagen wie: „Wenn Verkaufszahlen egal sind, dann ist meine schlechte Bewertung auch egal“ und „Nur ein Müllspiel mit guten Verkaufszahlen.“
Review Bombing durch Fans von Black Myth: Wukong?
Auffällig ist, dass beinahe alle kürzlich veröffentlichten negativen Reviews zu „Baldur’s Gate 3“ in chinesischer Sprache verfasst wurden. Bei den Autoren könnte es sich demnach um Fans des chinesischen Action-Rollenspiels „Black Myth: Wukong“ handeln, das bei „The Game Awards 2024“ ebenfalls für einige Auszeichnungen nominiert war.
In den Diskussionen auf Plattformen wie Steam äußerten einige Mitglieder der Community allerdings Bedenken, dass das Review Bombing dem Ruf der Fans von „Black Myth: Wukong“ schaden könnte. Sie befürchteten zudem, dass ein solches Verhalten potenzielle neue Spieler abschrecken könnte.
Zum Zeitpunkt des Schreibens hat Plattform-Betreiber Valve noch nicht auf diese Entwicklung reagiert. Davon unabhängig bleibt „Baldur’s Gate 3“ aufgrund der Vielzahl an positiven Rezensionen hoch angesehen. So prangt auf der Shop-Seite des Rollenspiels unverändert die Nutzerwertung „Äußerst positiv“, auf Basis von mehr als 620.000 Reviews.
Die Entwickler von „Black Myth: Wukong“ zur TGA-Preisverleihung:
Bereits zuvor hatte „Black Myth: Wukong“ für negative Schlagzeilen gesorgt. Berichten zufolge herrsche beim Entwicklerstudio Game Science womöglich eine frauenfeindliche Arbeitskultur; außerdem wurden Content Creators vor der Veröffentlichung des Spiels spezifische Vorgaben gemacht, welche Themen sie in ihren Streams und Videos vermeiden sollten.
Weitere Meldungen zu Baldur's Gate 3, Black Myth: Wukong, Larian Studios.
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Kommentare
ras
16. Dezember 2024 um 11:08 UhrGanze 100 Stück? Aus China? Sooooo viel?
Uff, jetzt haben wir ein Problem :()
No_Saint
16. Dezember 2024 um 11:09 UhrWarum muss Inzwischen alles politisch ausgeschlachtet werden?! Ist ja schlimmer als beim Fußball geworden!
Gegenseitig sich ins Knie schießen ist definitiv in Mode gekommen….und gleich geht’s hier nämlich weiter…
RegM1
16. Dezember 2024 um 11:11 UhrAlso der Teil von Swen Vincke war mein Highlight der TGA, denn er hat angesprochen, worauf es bei der Spieleentwicklung ankommt und das ganz ohne irgendwelche Buzzwords.
Es war ein sehr ehrlicher Moment.
Wie man das als Black Myth-Fan falsch verstehen kann, ist mir ein Rätsel und ich finde es absolut peinlich.
4everGaming
16. Dezember 2024 um 11:16 UhrDie Ansprache von Swen Vincke war wichtig und richtig. Das ein paar Chinesen damit ein Problem haben, das kann man wirklich getrost ignorieren.
OzeanSunny
16. Dezember 2024 um 11:18 UhrAbsolut tolle Rede von Swen Vincke.
Und recht hat der gute Mann ja auch damit.
Scheinen sich ja die richtigen Leute angesprochen zu fühlen.
No_Saint
16. Dezember 2024 um 11:22 Uhr@regm1
Absolut richtig. Es steht ausser Frage das jedes Studio-/Entwickler Geld verdienen möchte und ich bin auch der Meinung das er damit nur sagen wollte , das eben die Spieleentwicklung und der Ehrgeiz und die Obsession im Vordergrund stehen sollte und nicht z.B. der Gedanke: “ wie können wir mit diesem Spiel und geringem Einsatz, noch mehr Kohle aus den Taschen der Spieler locken“. (-:
Game Science ist eigentlich das Beste Beispiel dafür das man nicht gleich mit überteuerten Ingame Käufen und kosmetischen Gegenständen an das Geld der Spieler gelangen möchte.
Was hinter verschlossenenen Türen dort abgeht…kann man nur spekulieren. Das die Fans so unsachlich werden , ist wie so oft ein Unding der auch bei uns regelmäßig stattfindet.
Aktuell ist ND Project der Staatsfeind der toxisch geprägten Spielerschaft.
Horst
16. Dezember 2024 um 11:26 UhrVincke ist ein toller Mann mit den richtigen Ansichten! Seine Rede war einfach on Point! Was da aber wieder einige geistige Tiefflieger daraus machen und wie aggressiv sie dann vorgehen… ein Armutszeugnis!
MartinDrake
16. Dezember 2024 um 11:40 UhrGetroffene Hunde bellen, ne?
Frostbeast
16. Dezember 2024 um 12:18 UhrBlack Wukong leidet darunter sicherlich nicht. Ich würde ja sagen, dass nur das Image der Chinesen darunter leiden würde, mittlerweile denke ich aber, dass das nur schwer möglich ist.
Khadgar1
16. Dezember 2024 um 13:01 UhrIch sags ja, gibt nichts schlimmeres als Fanboys. Das Krebsgeschwür jeder Community
dharma
16. Dezember 2024 um 13:01 UhrEinfach die Reviewbomber Beiträge löschen und deren Accounts sperren
Herald of Darkness
16. Dezember 2024 um 13:08 UhrBin mir nicht ganz sicher, aber ist das ne angehende Hetzkampagne zu Black Myth Wukong nun? Erst diese News gestern, wo ein wirklich miserabel übersetzter Tweet von einem der Entwickler herumgeisterte nun diese Geschichte hier. Durch schlecht übersetzte Texte hat ja auch die IGN-Reporterin vor einigen Monaten ne menge Aufmerksamkeit erhalten.
Black Myth Wukong hat sich Abermillionen mal verkauft, besonders in China. Und hier reden wir von einem Mini Review-Bombing von um die 100 Reviews? Wo man noch nicht einmal genau weiß, wer dahintersteckt? Also man ist auf alle Fälle schnell daran, sich hier ein Feindbild zu schaffen.
Was mir noch ein größeres Rätsel ist: Swen Vincke sprach hier die großen AAA-Studios an mit ihren absurden Vorgaben. Nichts davon trifft auf Black Myth zu. Das Spiel wurde von einer relativ kleinen Gruppe von rund 30 Entwicklern oder so produziert, die sich größtenteils noch aus der Schule kennen. Game Science ist noch immer unabhängig, obwohl Tencent schon länger Interesse bekundet hat. Aber Black Myth ist sicherlich kein Produkt dieser Art, was hier so stark kritisiert wurde.
Für mich wirkt das ganze also ziemlich aufgebauscht und irgendwo schon fast ein wenig zu billig, sich hier einen Buhmann nun raus zu picken.
naughtydog
16. Dezember 2024 um 14:06 UhrMal wieder eine schIampige Übersetzung Schuld an dem Dilemma.
Waltero_PES
16. Dezember 2024 um 16:07 UhrHerald:
Hast Du den Artikel bei IGN überhaupt einmal gelesen? Der Artikel war aus meiner Sicht nicht schlecht übersetzt. Ich lasse mich da aber gerne eines besseren belehren. Also wo sind die Belege für eine fehlerhafte Übersetzung und um welche Textpassagen geht es? Handelt es sich nur um abgrenzbare Fehler oder tangieren sie den Sinn des Artikels? Wie gesagt, ich lasse mich da wirklich gerne eines besseren belehren, wenn diese Kritik am IGN-Artikel irgendwie fundiert ist. Ich habe dazu nichts gefunden.
Waltero_PES
16. Dezember 2024 um 16:40 UhrAnbei mal ein kurzer Auszug aus dem IGN-Artikel (einfach mit Deepl übersetzt):
… Als weibliche Spielerin wollte ich das Spiel ursprünglich eigentlich kaufen. Vergiss es, ich werde einfach weiter ausländische AAA-Spiele spielen (bye bye).
“
Cathys Zusammenfassung spiegelt wider, was wir bei der Untersuchung der Reaktionen auf die verschiedenen Game Science-Beiträge sowie der Online-Diskussionen zu diesem Thema gesehen haben. Die Meinungen reichten von Empörung bis hin zu Abwehrhaltung, wobei zahlreiche Frauen und ihre Verbündeten ihren Schmerz und ihre Wut über die Äußerungen zum Ausdruck brachten. Einige erklärten, das Spiel nicht spielen zu wollen, oder äußerten sich unsicher, weil sie die chinesische Entwicklung unterstützen wollen. „Okay, okay, er braucht definitiv kein Geld von einer weiblichen Spielerin wie mir“, sagte ein Weibo-Kommentator. „Okay, okay, er braucht definitiv kein Geld von einer weiblichen Spielerin wie mir“, sagte ein Weibo-Kommentator, „So krass, als weibliche Spielerin wollte ich das Spiel eigentlich kaufen. Vergiss es, ich werde einfach weiter ausländische AAA-Spiele spielen (bye bye)“, schrieb ein anderer.
Als Reaktion darauf minderten die Kritiker die Strenge der Bemerkungen von Game Science und verteidigten gleichzeitig den Status von Black Myth als potenzielles Durchbruchsspiel für die chinesische Industrie – eines, das den Platz des Landes in der globalen Spielediskussion nach Jahren der isolierten Entwicklung festigen würde. Dieser Erfolg, so argumentierten viele, müsse nicht zwangsläufig mit Frauen zu tun haben. „AAA-Spiele und die meisten Spiele brauchen eigentlich keine weiblichen Spieler“, kommentierte eine Person auf Douban. „Was ist mit den erbärmlichen Verkaufszahlen, die du beisteuerst? Was ist mit den kläglichen Umsätzen, die ihr beisteuert? Kann das Game Science vor dem Feuer retten oder so?“
Ein anderer schrieb: „Es gibt eigentlich keine weiblichen Spieler! Lasst uns Blumen werfen, das ist großartig! Das Spiel des Jahres bei den TGA [The Game Awards] ist gesichert.“
Die von IGN eingesehenen Gespräche enthielten zahlreiche sexuelle, belästigende, abfällige und sogar bedrohliche Äußerungen gegenüber Frauen, die Game Science kritisch gegenüberstanden. Mehrere Frauen, die sich besonders offen zu diesem Thema geäußert haben, scheinen ihre Konten in den sozialen Medien gelöscht oder gesperrt zu haben, weil sie offenbar wegen ihrer Äußerungen gegen das Spiel belästigt wurden.
„Ich hoffe, dass die Spieler in Übersee von all dem erfahren – nicht, um sie zum Boykott des Spiels aufzufordern, aber ich denke, dass die Verbraucher die Haltung der Entwickler kennen sollten, bevor sie das Spiel kaufen“, sagte Jen uns. „Diese männlichen Entwickler haben nie den Preis für ihre frauenfeindlichen Äußerungen bezahlt. Wenn weibliche Spielerinnen ihre Unzufriedenheit äußern, werden wir außerdem leicht angegriffen. Es ist an der Zeit, dass sich das ändert.“…
Quelle: How Black Myth: Wukong Developer’s History of Sexism Is Complicating its Journey to the West (IGN
ras
16. Dezember 2024 um 17:04 Uhr„One last note – I didn’t see any women or femme-coded characters in the demo, and I was able to confirm from Game Science that there were none present in the section of the game presented to the press.“
Wer sowas in einem Artikel schreibt hat einen Dachschaden.
IGN gehört einfach ignoriert.
Waltero_PES
16. Dezember 2024 um 17:57 Uhrras:
Entstammt Dein Zitat nicht einem Review? Das hat ja erst einmal mit dem von mir geposteten Artikel wenig zu tun, weil es sich um verschiedene Autoren handelt, oder?
ras
16. Dezember 2024 um 18:17 Uhrign.com/articles/black-myth-wukong-hands-on-with-an-impressive-first-2-hours
Argonar
17. Dezember 2024 um 00:26 UhrDie Rede war korrekt, aber sicher nicht direkt an Black Myth Wukong gerichtet. Im Gegenteil, die gesamte Rede trifft auf alle nominierten Spiele zu. Speziell für Black Myth Wukong und ja sogar FFVII, auch wenn viele es nicht glauben wollen. Nein, es war ein Seitenhieb gegen all Spiele, die NICHT nominiert waren. Bzw die Meisten. GAAS, jährliches IP melking, Publisher die drein pfuschen. Nur Extremisten interpretieren da was falsches hinein.
Unabhängig davon, jetzt die Chinesen mit etwas abmahnen, wie Crunch z.B, was in den führenden Game Dev Ländern heute immer noch Standard ist, ist auch falsch. China hat mit Wukong und Stellar Blade erstmalig eigene AAA Titel abgeliefert, die der Konkurenz in absolut nichts nachstehen. Es ist unfair jetzt mit dem Finger auf sie zu zeigen, wo sie das Gleiche machen, das viele andere erst groß gemacht hat. Die Gesetze und die Kultur ist eine andere, es wird noch dauern, bis sich da was verändert. Aber Änderungen werden auch dort kommen.
USA, Europa und Japan sollten aber mal vorm eigenen Teppich kehren, bevor sie andere anprangern. Wobei so eine Kritik natürlich eh hauptsächlich aus Europa und USA kommt. Dem „kultivierten Westen“ auf seinem hohen Ross.