Wenige Monate nach der 2013 erfolgten Veröffentlichung von “BioShock Infinite”, das sowohl von Kritikern als auch Fans gefeiert wurde, schloss der Mutterkonzern Take-Two Interactive das zuständige Studio Irrational Games.
Die Entscheidung löste in der Spielebranche Verwunderung aus. Levine, der an der Spitze des Entwicklers stand, sprach zehn Jahre später offen über die Herausforderungen, die ihn dazu bewogen, neue Wege einzuschlagen.
Vom kreativen Visionär zum überforderten Manager
Ken Levine gab in einem Interview zu, dass die Entwicklung von “BioShock Infinite” eine der schwierigsten Phasen seiner Karriere war. Neben den hohen Erwartungen von Fans und Industrie stellte die erweiterte Größe des Teams eine Herausforderung dar.
Ursprünglich klein und flexibel, wuchs Irrational Games während der Produktion auf ein großes Studio an, um die ambitionierten Anforderungen des Spiels zu bewältigen. Laut Levine fehlten ihm jedoch die Fähigkeiten, ein derart umfangreiches Team zu leiten.
„Die Schließung von Irrational war kompliziert“, betonte Levine. “Ich fühlte mich in der Rolle überfordert. Man ist diese kreative Person und plötzlich, während die eigene Vision von dem, was man tun möchte, wächst, muss man Manager werden, und zwar auf eine Art und Weise, für die man nicht unbedingt die Ausbildung oder Fähigkeiten hat.”
Levines psychische Gesundheit sei während der Entwicklung von “BioShock Infinite” ein Desaster gewesen. „Ich war gestresst. In meinem Leben passierten zu der Zeit viele persönliche Dinge. Und dann starben meine beiden Eltern. Ich konnte es einfach nicht mehr und ich dachte, ich hätte nicht das Vertrauen des Teams.“
Die Zukunft von Irrational lag nicht mehr in Levines Macht
Ken Levine erklärte weiter, dass er bei Take-Two anregen wollte, selbst etwas Neues zu starten, während Irrational Games weitergeführt wird. Allerdings gehörte das Studio nach dem Verkauf an Take-Two nicht mehr ihm, sodass die endgültige Entscheidung beim Publisher lag.
Auf Unternehmensebene entschied man, das Studio nicht weiterzuführen. Rückblickend glaubt Levine, dass es sinnvoll gewesen wäre, etwa mit einem “BioShock”-Remaster Erfahrungen zu sammeln und das Team für künftige Projekte zu stärken.
“Das wäre ein guter Titel für Irrational gewesen, um sich damit auseinanderzusetzen, eine neue Creative-Director-Struktur zu etablieren und dann darauf aufzubauen, sobald sie das Vertrauen hatten, das nächste BioShock-Spiel zu machen. Ich glaube nicht, dass ich in der Verfassung war, ein guter Leiter für das Team zu sein”, resümierte Levine.
Der Rest ist Geschichte: Take-Two übernahm nach der Schließung einige der ehemaligen Irrational-Mitarbeiter, während die übrigen Unterstützung bei der Suche nach neuen Arbeitsplätzen erhielten. Es wurden Jobmessen veranstaltet und betroffene Mitarbeiter erhielten bei Bedarf Übergangspakete.
Levine räumte ein, dass die Situation trotz dieser Maßnahmen schwierig war und erklärte noch einmal, dass er sich nicht in der Lage sah, das Team weiterzuführen – zumal als nächstes ein mehrjähriges Forschungs- und Entwicklungsprojekt angestanden hätte. “Das Problem ist – und das sieht man bei großen Studios: Was macht man [dabei] mit 300 Leuten?“, so Levine.
Ein Neuanfang mit kleinem Team
Nach der Schließung von Irrational Games gründete Levine mit Unterstützung von Take-Two Interactive ein neues Studio namens Ghost Story Games. Ziel war es, zu einem kleineren, kreativeren Umfeld zurückzukehren. Das neue Team soll sich durch flache Strukturen und eine direkte Verbindung zu den Spielern auszeichnen.
Der Fokus von Ghost Story Games liegt nun auf “Judas”, einem ambitionierten Projekt, das derzeit in Entwicklung ist. Ein Veröffentlichungsdatum gibt es bislang nicht.
Meldungen zu Judas:
Bemerkenswert ist, dass Levine mittlerweile mit mehreren Unternehmen zusammenarbeitet, die von ehemaligen Mitarbeitern von Irrational Games gegründet wurden.
“Ich bin stolz darauf, sagen zu können, dass es trotz der Negativität dieser Situation viele junge Unternehmer gab, die einfach bereit waren, ihr Ding durchzuziehen. Ich denke, auf lange Sicht war es das Beste, aber kurzfristig war es schmerzhaft“, erklärte er.
Zukunft der BioShock-Reihe scheint gesichert
Die Rechte an der “BioShock”-Marke liegen weiterhin bei Take-Two Interactive. Nachdem die Schließung von Irrational Games Fragen zur Zukunft der Serie aufwarf, äußerte sich der Publisher schon vor zehn Jahren optimistisch.
„Das Universum von BioShock bietet auch weiterhin eine kreative Leinwand für viele nicht erzählte Geschichten“, hieß es. „Und wir freuen uns schon jetzt darauf, der nächsten BioShock-Erfahrung auf den Grund zu gehen.“
Tatsächlich wurden die ersten beiden Spiele der Reihe zwischenzeitlich in der “BioShock: The Collection” neu aufgelegt. Und auch das noch unbetitelte “BioShock 4” befindet sich längst in Arbeit. Auch hier sind ehemalige Mitarbeiter von Irrational beteiligt.
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Kommentare
vangus
09. Januar 2025 um 10:33 UhrDafür war Infinite eines der besten Spielerlebnisse, die ich je hatte.
Auch heute überzeugt es noch. Die Grafik vielleicht etwas angestaubt, aber der Rest ist immernoch auf höchstem Niveau, in einigen Bereichen auch vielen heutigen Spielen überlegen…
Und es ist schön mal hier eine News zu lesen, in der eigene Fehler eingestanden werden statt mit den Fingern auf anderen zu zeigen…
Mein Respekt vor Ken Levine hat sich dadurch noch erhöht…
StoneyWoney
09. Januar 2025 um 11:31 Uhr@vangus Wie auch bei Fromsoftware Spielen macht für mich auch bei den Bioshock Games die grandiose Kulisse die nicht ganz zeitlose Grafik locker wieder wett.
Schließe mich ohnehin deiner Meinung an, dass Bioshock Infinite ein absolut fantastisches Spiel ist.
xjohndoex86
09. Januar 2025 um 12:15 UhrInfinite war großartig, nur leider nicht in spieltechnischer Hinsicht. Das was vorher präsentiert wurde, wie man einen anderen Raum in das Kampfsystem miteinbezieht war nur noch in marginaler Form da, sprich enorm gedowngraded. Zudem wirkten die Kämpfe extrem hektisch und ohne das taktische Kalkül der beiden Vorgänger. Ist auch eines der wenigen Spiele, die für mich mit der PS4 Version und 60 fps klar besser wurden, da das Gameplay dann auch gleichermaßen schnell war und viel besser auf das Geschehen abgestimmt war. Was World Building und Story angeht war Infinite aber wie gesagt eine Macht. Keine Ahnung, warum Levine das Studio danach nicht einfach wieder verkleinert hat. Wäre doch auch eine Möglichkeit gewesen, anstatt den Raab zu machen und seine Mitarbeiter einfach vor vollendete Tatsachen zu stellen.
Samson86
09. Januar 2025 um 19:10 UhrInfinite ist ein Meisterwerk, das könnte noch überzeugen, mit Neuheiten und starken Abgrenzungen zu den Vorgängern. Heute reicht es der Masse ja, wenn ne vorausschauenden Schaumschläger Story enthalten ist, um sich Meisterwerk schimpfen zu lassen.