Videospiele und Piraten, das passt seit jeher gut zusammen. Ganz egal, ob etwa bei „The Secret of Monkey Island“ oder gar in „Assassin’s Creed 4: Black Flag“. Neben dem schillernden Setting dominieren oft auch spielerische Freiheiten. „Sid Meier’s Pirates“ etwa gilt als einer der Open-World-Pioniere und Rares „Sea of Thieves“ erweiterte diese Maxime sogar mit Koop-Möglichkeiten.
Okay, Ubisoft „Skull & Bones“ bot diese Tugenden ebenfalls, konnte aber nach einer überaus holprigen Entwicklung nicht wirklich überzeugen. Nichtsdestotrotz sind und bleiben Piraten-Games etwas Besonderes. Und genau das ist auch „Like A Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii“. Schließlich verknüpft es das bekannt-bewährte „Like A Dragon“- bzw. „Yakuza“-Gameplay mit den Möglichkeiten eines Piraten-Settings. Das Ergebnis entpuppt sich als nicht perfekt, aber dennoch überaus spaßig.
Wer bin ich?
Das Spiel beginnt am weißen Sandstrand von Rich Island. “Yakuza”-Held Goro Majima wird von der Brandung angeschwemmt und vom kleinen Noah gefunden. Das Problem: Der einstige “verrückte Hund von Shimano” leidet unter Gedächtnisverlust und weiß weder, wo noch wer er ist.
Dass Majima allerdings ein Ex-Yakuza ist, erkennt Noahs Vater Josh aufgrund der Tattoos sofort. Der Hinweis, dass sich auf der Nachbarinsel Nele Island Clan-Mitglieder befinden, gibt das erste Ziel vor. Aber Majima hat weder Geld noch Kontakte, dafür aber zwei Fäuste und einen klugen Kopf. Das Ergebnis: Über mehrere Ecken erobert der Augenklappenträger ein Piratenschiff und kann neben Noah auch noch weitere Möchtegern-Freibeuter für seine Reise gewinnen.
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So absurd “Like A Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii” auf dem Papier auch sein mag, so wartet das Spiel erneut mit einer ganzen Reihe kleiner und großer Geschichten auf. Besonders Noahs Familie und auch die Freundschaft zu Majima selbst rücken immer wieder in den Mittelpunkt. Das Geschehen wird mit gewohnt ausführlichen Dialogen und Zwischensequenzen präsentiert. Die Darstellung der Hauptcharaktere ist dank ausgezeichneter englischer oder japanischer Sprachausgabe und detaillierter Modelle gelungen. Nebenfiguren wirken dagegen weiterhin wie aus dem Baukasten und haben einen Plastik-Look.
In Sachen Story möchten wir an dieser Stelle natürlich nichts vorwegnehmen. Nur so viel: “Like A Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii” wartet mit Rückgriffen auf die Serie auf, klärt auch über die Hintergründe von Majimas Amnesie auf und bringt sowohl Yakuza-Hintergründe als auch das Piraten-Setting überraschend gut unter einen Hut.
Setzt die Segel!
Um euch gleich einen Zahn zu ziehen: Ein lupenreines Open-World-Spiel ist “Like A Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii” nicht. Nach gut zwei Stunden Spielzeit schaltet ihr das später Goromaru getaufte Piratenschiff frei und könnt so Rich Island verlassen. Eine geschlossene Welt gibt es allerdings nicht, sondern nur eine ganze Reihe von Insel-Karten. Diese deckt ihr im Spielverlauf auf und so sind diese an Haupt- und Nebenaufgaben gekoppelt. Innerhalb der Kampagne etwa aktiviert ihr den Bereich um Nele Island oder auch Honolulu, Hawaii frei. Sobald ihr die Piratenbande der Dark Flags entdeckt habt, schaltet ihr weitere Regionen frei, um auf die Jagd nach deren Generälen zu gehen.
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Die Gebiete selbst sind gespickt von blau markierten Wasser-Schnellstraßen. So schippert ihr durch die vorgegebenen Tore, sammelt Ressourcen und erhaltet einen Geschwindigkeitsboost. Diese Routen führen euch zu den Punkten wie etwa Schatzinseln oder auch Leuchttürmen. Letztere dienen als Schnellreisepunkte und funktionieren nebenbei ähnlich wie Leuchtfeuer in “Dark Souls”. Sobald ihr nämlich den sicheren Bereich eines Leuchtturms erreicht, füllen sich Ressourcen wie etwa die Reparatur-Tools für euer Schiff wieder auf. Allerdings kommen auch zuvor besiegte gegnerische Piratenschiffe zurück.
Neben den Schatzinseln gibt es mit dem Startgebiet Rich Island, dem aus dem Vorgänger bekannten Honolulu und dem Piratenunterschlupf Madlantis drei für die Geschichte wichtige Hauptgebiete. Nachdem ihr hier angelegt habt, könnt ihr euch frei bewegen, mit herumstromernden Ganoven kämpfen, einkaufen oder auch Nebenaktivititäten durchführen.
An Bord der Goromaru
Die wichtigste Neuerung stellt zweifellos die Navigation mit der Goromaru dar. Diese kontrolliert ihr – ähnlich wie in “Assassin’s Creed 4: Black Flag” – aus der Verfolgerperspektive und bedient neben Backbord- und Steuerbordkanone auch ein Frontgeschütz mithilfe der Schultertasten.
Allerdings spielt etwa die Windrichtung in “Like A Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii” eher eine untergeordnete Rolle. Wichtiger ist dagegen der Turbo, den ihr per Tastendruck zünden könnt und der euch auch schnelle Richtungswechsel ermöglicht. Kurzum: Die Goromaru steuert sich vergleichsweise flott. Das “Driften” mithilfe des Turbos gehört in Gefechten zum guten Ton.
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Darüber hinaus könnt ihr das Ruder mit Majima auch verlassen, um auch während des Gefechts an Deck herumzulaufen. In dieser Zeit könnt ihr etwa gefallene Crew-Mitglieder wiederbeleben oder gegnerische Schiffe mit der Panzerfaust beschießen. Wichtig: In dieser Zeit besitzt das Schiff keinen Steuermann und bleibt einfach stehen. Wir hätten uns hier einen Autopiloten oder gar ein Eingreifen des Ersten Offiziers gewünscht. Tatsächlich erwiesen sich diese Freiheiten aber als sehr nützlich und waren gerade im späteren Verlauf ein probates Mittel, um schnellen Schaden anzurichten und flotte Gegenangriffe zu starten.
Sehr gut gefiel uns in „Like A Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii“ das Crew- und Schiffsmanagement: Beispielsweise rekrutieren wir über Nebenmissionen neue Teamkameraden. Diese bringen vier unterschiedliche Werte (zum Beispiel Kampf oder Kanonier) mit sich und besitzen teils auch Buffs, wenn wir sie etwa als Ersten Offizier einsetzen.
Im Verlauf stellen wir zudem bis zu vier Enter-Teams mit bis zu vier Matrosen und einem Anführer auf. Alle Crew-Mitglieder steigen nach Kämpfen, Kaperfahrten und Duellen auf und verbessern sich so im Rang. Auch menschelt es zwischendurch ein wenig: Kassiert ihr Niederlagen bei Seeschlachten oder Schatzsuchen, sinkt die Moral. Um diese wieder zu verbessern, kauft ihr Geschenke und hebt so die Stimmung.
Fäuste hoch
Neben den Seeschlachten geht es traditionell auch Mann-gegen-Mann zur Sache. Das Kampfsystem wurde an Goro Majima und das Piraten-Setting angepasst. Auf der einen Seite hätten wir den “Verrückter Hund”-Stil mit Yakuza-Messer und schnellen Fäusten. Hinzu kommt der “Seebär”-Stil. Bei diesem greift ihr zu zwei Schwertern, einem Revolver und auch einem Enterhaken. Mit diesem zieht ihr euch an Gegner heran, könnt aber auch bei der Erkundung höher gelegene Plattformen erreichen und dort etwa Schatzkisten entdecken.
“Like A Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii” setzt weitaus weniger auf den Einsatz herumliegender Objekte, dafür aber umso stärker auf Massengefechte, die fast schon an “Dynasty Warriors” erinnern. Hier fluten also teils 40 und mehr Figuren den Bildschirm – auf der einen Seite die gegnerische Armee und auf der anderen Seite das eigene (Enter-)Team. Tatsächlich geht dabei immer wieder die Übersicht flöten, aber gerade Matches gegen Bosse oder Zwischengegner sind durchaus anspruchsvoll und abwechslungsreich. Mit Heat-Attacken, schnellen Kontern und anderen Aktionen müsst ihr auf jeden Fall euer Arsenal und auch eure Möglichkeiten im Auge behalten.
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Alles in allem sind die Kämpfe schnittig präsentiert und machen aufgrund des Chaos‘ und der puren Wildheit Freude. Dass dabei im Vergleich zu anderen „Like A Dragon“-Spielen der Einsatz von umherliegenden Objekten eine geringere Rolle spielt, ist zu verschmerzen. Dafür spielen etwa Heat-Aktionen und -Konter sowie Attacken mithilfe von vier versteckten „dunklen Instrumenten“ eine größere Rolle. Wie gewohnt könnt ihr zwischen den zwei Stilen per Tastendruck wechseln und so eure Möglichkeiten an die Gegner anpassen. Dabei sei gesagt: Sobald ihr Konter und Blocks halbwegs im Griff habt, sind selbst die meisten Bosse kein Problem mehr.
Einiges zu tun – auch abseits der Kampagne!
Aber natürlich ist auch “Like A Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii” mehr als nur Seeschlachten und Kloppereien. Entwickler Ryu Ga Gotoku steckt erneut viele Funktionen und versteckte Möglichkeiten zum Zeitvertreib in das Spiel hinein. Auf Madlantis beispielsweise schießen wir auf explosive Fässer oder spielen eine Runde Golf, an Bord der Goromaru singen wir dagegen Karaoke.
Wer es kämpferisch mag, probiert sich im Kolosseum an den typischen Turnieren – hier geht es erst zu Schiff und dann an Deck ordentlich zu Sache. Durch wachsende Schwierigkeitsgrade und Preise gibt es hier ausreichend Gründe, die eine oder andere Runde zu drehen.
Das Sammeln und Verwerten von Ressourcen spielt in “Like A Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii” eine wichtige Rolle. Beim Erkunden der Meere sammeln wir etwa herumliegende Rohstoffe auf oder fischen mit angebrachten Netzen. Dazu finden wir überall Pflanzkübel zum Züchten von Obst und Gemüse. Fleisch, Fisch und andere Nahrungsmittel verarbeiten wir an Kochstellen in handlichen Mini-Games zu leckeren Mahlzeiten, die Lebensenergie oder auch Heat auffüllen. Dadurch sind wir diesmal weitaus seltener einkaufen.
Besonders gut gefielen uns aber die Upgrade-Möglichkeiten in Verbindung mit Sammelobjekten. Die bereits erwähnten Schätze bringen Rufpunkte für euren Piratenrang sowie Ingame-Dollars mit. Beides investiert ihr etwa in neue Fertigkeiten für Majima-san oder verbessert auch die Möglichkeiten der Goromaru. Das Spiel belohnt das Erkunden der Welt mit erweiterten Fertigkeiten auf Basis der “dunklen Instrumente”. Das Rekrutieren neuer Crew-Mitglieder koppelt man an unterschiedlichste Quests – von einfachen Kämpfen bis hin zur Integration der Ingame-App Aloha Links.
Zugegeben, “Like A Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii” wird für Jäger und Sammler schnell zu leicht und gerade den Seeschlachten mangelt es langfristig an Tiefe. Auch die Progression ist nicht innovativ, funktioniert aber vor allem auch aufgrund der insgesamt launigen Seeschlachten und der unterhaltsamen Kämpfe.
Kommentare
wITCHcrftXX
18. Februar 2025 um 16:37 UhrMeins kommt morgen an und ich freue mich riesig. Ich wusste das der Titel nicht so umfangreich wird aber das muss er auch garnicht. Für mich Ideal um die Zeit bis Suikoden etc. zu überbrücken.
Der Namenlose
18. Februar 2025 um 16:52 UhrFür die Collection irgendwann im Sale. Wird auf jeden fall nice mit Majima.
Alfonthun
19. Februar 2025 um 09:57 UhrMir fehlen die beiden Vorgänger. Neugierig bin ich schon.
Hmmm…
Mauga
20. Februar 2025 um 09:25 UhrIch habe Teil 7 mit Begeisterung gespielt. Jetzt bin ich bei Yakuza 0 und arbeite mich von unten hoch. Hoffe ich kann diesen Teil Ende des Jahres spielen 😀 Ich liebe diese Spiel bis jetzt. Besonders die alten Teile sind so herrlich politisch nicht korrekt 🙂 <3