Die Auseinandersetzung zwischen Sony und dem ehemaligen Bungie-Lead Christopher Barrett nimmt weiter an Schärfe zu. Barrett, der rund 25 Jahre bei Bungie tätig war, reichte kurz vor Weihnachten eine Klage gegen Sony und sein ehemaliges Studio ein. In dieser fordert er eine Entschädigung von 200 Millionen US-Dollar – unter anderem wegen angeblich vorenthaltener Aktienprämien nach Sonys Übernahme von Bungie im Jahr 2022.
In dieser Woche hat Sony ausführlich Stellung zu den Vorwürfen genommen und die eigene Sicht der Ereignisse dargelegt.
Sony wehrt sich mit detaillierter Klageschrift
In einer 128-seitigen Klageschrift weist Sony Barretts Behauptungen zurück und zeigt interne Nachrichten, die ein Muster unangemessenen Verhaltens belegen sollen.
Laut Sony meldeten „mehrere untergeordnete weibliche Angestellte“ der Personalabteilung, dass Barrett “unangemessenes Verhalten und beunruhigende schriftliche und mündliche Kommunikation an den Tag legte”. Die Betroffenen schilderten die Situationen als beängstigend, vor allem in Hinblick auf mögliche Vergeltungsmaßnahmen.
Sony beschreibt ein wiederkehrendes Muster: Barrett habe mit Kolleginnen der unteren Abteilungen zunächst freundschaftliche Unterhaltungen begonnen, um dann nach und nach Grenzen zu überschreiten. Ihm wird vorgeworfen, subtile Anspielungen auf ihr körperliches Aussehen gemacht oder sein romantisches Interesse bekundet zu haben. Ebenfalls habe Barret persönliche Nachrichten geschickt und die Mitarbeiterinnen zu “sexuell aufgeladenen Spielen” wie „Wahrheit oder Pflicht“ gedrängt.
„Er bat darum, persönlichen Instagram-Konten zu folgen, und brachte seine Wut gegenüber den Frauen zum Ausdruck, wenn sie nicht auf seine Nachrichten reagierten. Er brachte unangemessene Themen wie ihren Körper, ihre Beziehungen, seine Ehe oder seinen Wunsch, mit ihnen auszugehen, zur Sprache“, heißt es weiter.
Die Fähigkeit, Karrieren zu fördern
Barrett habe letztlich versucht, eine „unprofessionelle Ebene der Intimität mit seinen Opfern herzustellen“. Er schrieb den Betroffenen laut Klageschrift zu jeder Tages- und Nachtzeit eine SMS, bot an, ihnen Geschenke zu kaufen, und verwies oft auf seinen Reichtum und seine Fähigkeit, ihre Karrieren zu fördern.
Ein Beispiel für sein Verhalten sei eine Nachricht an eine Mitarbeiterin über Instagram gewesen: „Du bist der heilige Gral. Ich hoffe, du findest eine Person, die deine Aufmerksamkeit verdient.“
Als die Mitarbeiterin auf ihre bestehende Beziehung verwies und betonte, dass ihr Partner sie gut behandele, soll Barrett geantwortet haben: „Das sollte er auch besser. Denn sonst würde ich dich anmachen.“ Später folgte laut Klageschrift eine weitere Mitteilung: „Ich glaube, du willst angebetet werden? Warum bist du eigentlich dagegen, dass das passiert?“
Sony ergänzte: „Barretts rücksichtsloses Verhalten veranlasste die Opfer, andere Bungie-Mitarbeiter um Rat zu fragen, wie sie mit Barretts ständiger Grenzüberschreitung umgehen sollten, da er ein langjähriges, hochrangiges Mitglied des Unternehmens war. Mehrere Opfer berichteten der Personalabteilung während der Untersuchung, dass sie bei diesen Begegnungen Angst um ihren Arbeitsplatz hatten.“
Barrett spricht von Täuschung und Inszenierung
Barrett selbst weist die Anschuldigungen zurück und sieht sich als Opfer einer Intrige. Seiner Ansicht nach war die Untersuchung eine „Täuschung“, um ihn finanziell zu schädigen.
Seine Anwälte betonen: „Sony wählt weiterhin unaufrichtigerweise Textnachrichten und angebliche Gespräche aus und stellt unbelegte und schlussfolgernde Behauptungen auf, um Christopher zu diffamieren und seine Kündigung zu rechtfertigen.“ Zudem kritisieren sie, dass Sony „weder die vollständigen Textnachrichten noch den gesamten Inhalt dieser Gespräche als Beweismittel beifügt.“
Barrett argumentiert, seine Entlassung sei Teil eines größeren Plans gewesen, ihn um ausstehende Vergütungen zu bringen. Er gibt an, ihm seien Aktienprämien in Höhe von rund 50 Millionen US-Dollar verwehrt worden. Seine Klage sei ein Versuch, seinen Ruf wiederherzustellen und die finanziellen Einbußen auszugleichen. Neben der Schadensersatzforderung strebt Barrett seine Wiedereinstellung als Game Director für „Marathon“ an.
Keine schnelle Lösung in Sicht
Die rechtliche Auseinandersetzung steht noch am Anfang. Und es ist unklar, wie lange das Verfahren dauern wird. Barretts Klage könnte weitere Details über die Unternehmenskultur von Bungie und Sonys Management nach der Übernahme zutage fördern.
Bereits 2021 hatte ein Bericht über Missstände bei Bungie für Aufsehen gesorgt. Barrett selbst bestreitet eine direkte Verwicklung, gibt jedoch zu, dass es in der Vergangenheit Probleme im Unternehmen gab.
Weitere Meldungen rund um Bungie:
Während beide Seiten an ihren Positionen festhalten, dürfte sich der Fall über Monate oder gar Jahre hinwegziehen. In der Zwischenzeit bleibt es nach den letzten Live-Service-Flops unklar, ob “Marathon” den gewünschten Erfolg erzielt.
Auch Bungie selbst steht vor Herausforderungen. Nach der 3,6-Milliarden US-Dollar schweren Übernahme durch Sony blieb die Performance des Studios unter den Erwartungen, was bereits zu Umstrukturierungsmaßnahmen führte.
Weitere Meldungen zu Bungie, Sony Interactive Entertainment.
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Kommentare
4everGaming
20. Februar 2025 um 09:50 UhrHoffentlich geht dieser Typ leer aus und bekommt am Ende nichts außer einen feuchten Händedruck. Da versucht wieder eine Karriere zu retten, die er ja anscheinend selber mit eigenem Fehlverhalten kaputt gemacht hat.
4everGaming
20. Februar 2025 um 09:52 UhrSony hat sich mit diesem scheiß Bungie echt ein richtig dickes und fauliges Ei ins Nest gelegt. Es gibt rund um dieses Studio seit dem Kauf durch Sony ja quasi nur negative Schlagzeilen.
AlgeraZF
20. Februar 2025 um 10:13 UhrHat zu dem Zeitpunkt wohl niemand ahnen können, das Bungie so ein Sorgenkind für Sony wird.
Trotzdem wirft Destiny 2 bis heute sehr viel Geld ab.
Und mit Marathon steht das nächste Spiel schon am Start.
Clive95
20. Februar 2025 um 10:15 UhrWäre nicht der erste Fall dieser Art, wenn das stimmt hat der ekelhafte Typ nichts anderes verdient.
Ridgewalker
20. Februar 2025 um 10:29 Uhr@Alegra
Das kann nicht sein. D2 macht doch verluste…
FOXHOUND
20. Februar 2025 um 10:36 UhrIch muss mich da leider auch anschließen, dass „Bungie“ mittlerweile (bedauerlicherweise) den Reflex auslöst, die Augen zusammenzukneifen.
Selbstverständlich haben sie noch immer die Chance verdient, sich und ihre Talente beweisen zu können.
Und ich persönlich finde nicht einmal Bungies Einwirken auf Naughty Dogs Multiplayer-Pläne schlimm. Denn tatsächlich habe ich eine neue IP von ND lieber als dass sie The Last of Us, vorsichtig formuliert, noch weiter verwässert hätten.
Ich werde nicht den Fehler machen, dieses eklige und asoziale Verhalten des hier genannten, gefeuerten Mitarbeiters auf das übrige Studio zu beziehen.
Falls aber Marathon ein nur durchschnittlicher oder sogar nur unterdurchschnittlicher Shooter wird, dann, puh, das wäre einfach heftig.
Es war schon zur Ankündigung der „Übernahme“ von Bungie aufschlussreich, dass gefühlt 95% der Leute mit: „Was? Bungie für 3.6 Milliarden? B-B-Bungie?“ statt „Wow, krass, supergeil!“ reagiert hatten.
Patsipat
20. Februar 2025 um 10:39 UhrOb Marathon bereits am Start steht ist zu bezweifeln und Destiny wird bei weitem nicht mehr so viel Geld abwerfen wie damals.
Der will 200 Millionen und wieder eingestellt werden? Bis der Prozess rum ist gibt es Bungie möglicherweise gar nicht mehr… Vorstellungen haben manche Leute.
MarchEry
20. Februar 2025 um 10:51 UhrIch bezweifle stark dass Destiny 2 noch viel Geld abwirft. Die Steamzahlen sind schwach, es gibt eine bestehende Base, das wars aber auch. Sehe auch nicht dass es noch jemand in meiner Liste zockt, geschweige denn darüber spricht. 3.6 Milliarden für Bungie war schon ne Hausnummer.
Clive95
20. Februar 2025 um 11:05 Uhr@MarchEry waren nicht zum Start der Erweiterung jeweils 400.000 Spieler gleichzeitig on und das nur auf Steam? Da wird schon gut was rumgekommen sein, wir kennen vor allem die Zahlen auf der Konsole nicht und wie viel Geld die Microtransaktionen abwerfen. Klar nicht mehr so stark wie früher, aber komplett kleinreden muss man es nicht.
MarchEry
20. Februar 2025 um 11:18 UhrEs waren 300.000 auf Steam als die letzte Erweiterung raus kam. Was nicht wenig ist. Ging aber ganz schnell auf 1/10 dieser Zahl zurück. Und man darf nicht vergessen dass Bungie zu der Zeit alle DLCs bis „Final Shape“ kostenlos spielbar gemacht hat. Sicherlich auch ein Grund für die temporär höheren Zahlen.
DerBabbler
20. Februar 2025 um 11:35 UhrBin mal gespannt ob Marathon gut angekommen wird. Ich persönlich habe ab den Tag das Interesse verloren, als es hieß das es eine PvP-Extractions-Shooter wird. Ist einfach nicht so mein Ding…bin zu altmodich wahrscheinlich. Der Look von dem bisher gezeigten spricht mich auch überhaupt nicht an…
Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren und geben die Hoffnung noch nicht auf
Annie
20. Februar 2025 um 11:43 UhrWenn das wahr sein sollte wäre die Entlassung vermutlich gerechtfertigt aber meines Erachtens wohl kaum die Vorenthaltung für Aktienpakete für bereits geleistete Arbeit. Man kann Arbeitnehmern doch nicht wegen Fehlverhalten das vertraglich vereinbarte Gehalt für bereits geleistete Arbeit vorenthalten. Insgesamt gesehen find ich das Verhalten nicht in Ordnung aber verglichen mit dem was irgendwelche Devs und CM so auf X raushauen nicht annähernd so schlimm
xjohndoex86
20. Februar 2025 um 11:58 UhrSo einen Julian Reichelt hat anscheinend jede Firma…
Yolo_Molo
20. Februar 2025 um 12:03 UhrMöge die Gerechtigkeit siegen.
RegM1
20. Februar 2025 um 12:29 UhrBungie hatte auch jahrelang mehr als 1100 Mitarbeiter, da ist der Erfolg ihres einzigen Titels irrelevant, soviel Geld konnte es nicht einspielen.
Und wenn so ein Verhalten über Jahre geduldet wird, dann ist der Typ sicher nicht der Einzige gewesen, hat man bei Blizzard gut sehen können.
Strohhut Yago
20. Februar 2025 um 12:29 UhrWenn einige Mitarbeiterinnen Aussagen würden, müsste es ja schon reichen.
Der Typ ist doch nur angefressen weil er gefeuert worden ist und Kohle will.
Lisa-Chan
20. Februar 2025 um 13:45 UhrIch bin mir sicher dass Sony lügt.
sickbiig
20. Februar 2025 um 14:06 Uhr„Neben der Schadensersatzforderung strebt Barrett seine Wiedereinstellung als Game Director für „Marathon“ an.“
Ja nee ist klar. Würde sicher für beide Seiten eine super angenehme Zusammenarbeit werden xD
Soll dann eigentlich das Gericht diese wiedereinstellung als Game Director für Marathon veranlassen, oder hofft auf ein plötzliches umdenken von Sony nachdem er sie auf hunderte Millionen verklagt hat.
Sollte der Richter das veranlassen, würde ich als Sony die Entwicklung des Spiels noch am gleichen Tag abbrechen ^^
xSeVaLzZ
20. Februar 2025 um 17:25 Uhrdie sollen mal destiny 3 machen