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Assassin's Creed Shadows im Test: Assassinen-Comeback oder Totalabsturz?

"Assassin's Creed: Shadows" im ausführlichen Test: Schlägt Ubisoft nach Release-Verschiebungen, Leaks und vielen weiteren Problemen erfolgreich zurück? Der Test der PS5-Version verrät, wie gut oder wie schlecht das Japan-"Assassin's Creed" geworden ist.

play3 Review: Assassin’s Creed Shadows im Test: Assassinen-Comeback oder Totalabsturz?

8.5

Wir müssen es nicht schönreden: Ubisoft steckt in einer handfesten Krise. Der mit vielen Erwartungen gestartete Multiplayer-Shooter „XDefiant“ wurde gecancelt. Und Titel wie „Skull & Bones“ oder auch „Star Wars: Outlaws“ blieben hinter den Erwartungen zurück. Erst Anfang 2025 bestätigte das Unternehmen, dass europaweit Stellen abgebaut werden müssten – auch bei Ubisoft Düsseldorf waren 65 betroffen.

„Assassin’s Creed: Shadows“ ist daher mehr als nur ein weiterer Teil der inzwischen 18-jährigen Historie der Action-Stealth-Saga. Nach Release-Verschiebungen, einem handfesten Leak, Übernahmegerüchten und viel schlechter Social-Media-Presse erscheint das Japan-Abenteuer am 20. März 2025 für PC, PlayStation 5 und Xbox Series S/X und ist für Ubisoft ein Schicksalsspiel. 

Nach einer millionenschweren AAA-Produktion muss „Shadows“ abliefern, ansonsten könnte Ubisoft noch weiter in die Abwärtsspirale hineingeraten.

Kleine Japan-Geschichtsstunde

„Assassin’s Creed: Shadows“ spielt im feudalen Japan der Azuchi-Momoyama-Zeit des 16. Jahrhunderts. Es ist eine Zeit der Kriege und politischen Intrigen. Der Shogun Oda Nobunaga versucht, die Macht zu bündeln, setzt zu diesem Zweck aber auf Militärgewalt. Und in diesem wilden Umfeld treffen wir die beiden Hauptcharaktere Yasuke und Naoe an.

Yasuke trifft Oda Nobunaga zunächst als Sklave und Begleiter portugiesischer Missionare. Der Shogun allerdings findet schnell Gefallen an dem kampferprobten und gleichermaßen klugen afrikanischen Kämpfer. Daher nimmt er ihn unter seine Fittiche und lässt Yasuke sogar zum Samurai ausbilden. Naoe steht auf der anderen Seite: Ihr Heimatdorf Iga wird von Nobunagas Armeen angegriffen. Unter der Führung ihres Vaters kämpft Naoe für den Widerstand.

Wie die beiden Protagonisten später zusammenfinden, verraten wir an dieser Stelle nicht. Beide erhalten allerdings ausführliche „Origin-Stories“, die euch immer wieder zurück in die Vergangenheit führen. Naoes Geschichte dreht sich dabei um die Beziehung mit ihrem Vater, Yasukes dagegen um seinen Kampf, in einer fremden und durch Tradition geprägten Welt akzeptiert zu werden. Später geht es hauptsächlich darum, das Land wieder zu befrieden und Verbündete für diese Unternehmung zu finden.

Die Geschichte und ihre Charaktere – allen voran Naoe und Yasuke – wissen insgesamt zu gefallen. Der Plot selbst droht aufgrund der schieren Größe und gebotenen Freiheiten immer wieder unterzugehen. Nach der etwa zehnstündigen Startphase nehmen es Yasuke und Naoe nämlich mit vielen Gruppierungen und Clans auf. Inmitten der Planung der Attentate und der Nachforschungen hatten wir zum einen Probleme, den vielen Namen und Orten zu folgen. Zum anderen aber ging auch der Fokus stark von der Hauptgeschichte weg, sodass wir zwischenzeitlich gar nicht mehr genau wussten, in welche Richtung „Assassin’s Creed: Shadows“ überhaupt will.

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Die Weiten Japans

Die Karte besteht dabei aus neun Provinzen, die mit Tempeln, Städten und Sehenswürdigkeiten gespickt sind. Wichtig: Die gesamte Spielwelt ist von Beginn an frei erkundbar. Allerdings variieren die Gegnerstufen, sodass ihr etwa als Anfänger nicht in den Norden reisen solltet, da euch dortige Wachen mit einem Schlag abfertigen.

Im Gegensatz zu früheren „Assassin’s Creed“-Teilen serviert euch „Assassin’s Creed: Shadows“ nicht alle Punkte auf der Karte. Vielmehr müsst ihr diese selbst entdecken. Die weiterhin integrierten Aussichtspunkte dienen in erster Linie als Schnellreisepunkte, schalten aber nicht automatisch alle Wahrzeichen und ihre Bedeutung frei. Oft bleiben viele Fragezeichen oder Punkte übrig, die ihr selbst erkunden müsst.

Auch bei der Suche nach Zielpersonen ist ein wenig mehr „Gehirn“ gefragt. Das Spiel gibt lediglich Hinweise auf deren Aufenthaltsort. Über die Kartenfunktion entsendet ihr Späher, die wiederum den Ort auf der Karte aufdecken. Späher schaltet ihr entweder durch Wechsel der Jahreszeiten frei, könnt sie aber auch einkaufen oder durch Erledigen von Nebenaufgaben reaktivieren. Das Späher-System ist anfangs nett, wiederholt sich aber zu stark und wird dadurch mitunter anstrengend.



Für lange Wege verwendet also entweder Schnellreisepunkte zu Aussichtspunkten oder greift zu eurem Pferd. Bei Letzterem hatten wir einige Probleme. Zum einen bleibt das Hottehü gerne mal an Objekten hängen, zum anderen vollführt es auch ungewollte Sprünge, wenn wir zu nahe an Objekten sind. Auch das Rufen des Reittiers verlief nicht immer problemlos. Neben dem solide integrierten „Navigationssystem“ hätten wir uns für „Assassin’s Creed: Shadows“ auch einen „Autopiloten“ gewünscht, der uns auf dem Rücken des Pferdes ans Ziel reitet.

Ein gleiches Paar

Naoe und Yasuke unterscheiden sich in „Assassin’s Creed: Shadows“ nicht nur in ihrer Vorgeschichte und Herkunft, sondern auch spielerisch stark voneinander. Naoe verkörpert das traditionelle „Assassin’s Creed“-Gameplay. Sie ist schnell und wendig, klettert behände Wände empor, versteckt sich im hohen Gras und vollführt flinke Attentate mit der versteckten Klinge.

Im Nahkampf setzt sie etwa auf das Katana oder Dolche, auf Distanz hat sie Wurfgeschosse oder auch Rauchbomben. Sie ist körperlich weniger robust, daher sind Blocks und Paraden hier besonders wichtig. Im Gegensatz zu Yasuke nutzt sie auch den Kletterhaken und kann sich so auf Dächer ziehen oder über Abgründe schwingen. Ebenso besitzt sie die Adler-Sicht und kann Feinde durch Wände beobachten und markieren.

Yasuke dagegen ist ein Koloss, der mit Langwaffen zu Werke geht und mächtigen Schaden anrichtet. Mit seinen schweren Hieben knackt er in „Assassin’s Creed: Shadows“ Panzerungen und auch Blocks mühelos. Wir haben im Test mit Yasuke ganze Burgen im Alleingang geklärt und auch Feinde, die drei bis fünf Stufen über uns standen, problemlos ausgeschaltet. Seine Distanzwaffen – also die Teppou-Flinte oder der Bogen – sind ebenfalls sehr durchschlagskräftig.

Für unseren Geschmack gibt es ein spielerisches Ungleichgewicht zwischen den beiden. So machte es uns mehr Spaß, mit Naoe zu spielen, weil sie facettenreicher ist. Yasuke hingegen erlaubt schnelleren Fortschritt. Anstatt uns anzuschleichen, durchbrechen wir mit ihm einfach das Haupttor und metzeln alles nieder. Gerade zu Beginn ist Yasuke daher deutlich attraktiver und Naoe rückt – auch wenn sie die spannendere Figur ist – in den Hintergrund.

Ansonsten präsentiert Ubisoft in „Assassin’s Creed: Shadows“ die wohl brutalsten Gefechte der Seriengeschichte. Gerade die finalen Aktionen eines Gefechts unterstreicht man mit sehr blutigen Angriffen, bei denen auch gerne mal die Köpfe fliegen. Die Kämpfe selbst haben uns insgesamt sehr gut gefallen. Abzüge gibt es lediglich für die Navigation: Speziell in Innenräumen oder auch in engen Gassen geht die Übersicht gerne vollständig flöten, da die Kamera viel zu dicht an das Geschehen heranfährt. Auch beim Überwinden kleinerer Höhenunterschiede kommt es immer wieder zu Ungenauigkeiten.

Freiheiten und Optionen beim Charaktersystem

Die beiden leveln allerdings parallel zueinander. Ein Stufenaufstieg verbessert zunächst die Basiswerte, bringt aber auch Kenntnispunkte mit. Mit diesen schaltet ihr in „Assassin’s Creed: Shadows“ neue aktive und passive Fertigkeiten auf den entsprechenden Skill-Bäume der Charaktere frei.

Hier könnt ihr euch austoben und beispielsweise auch den Umgang mit Waffen stärken – wir etwa fanden schnell, dass uns das Oukatana am meisten liegt und haben dort alle Punkte investiert. Ihr entscheidet also, ob ihr eure Charaktere breit aufstellt oder „Mut zur Lücke“ beweist und den Fokus auf bestimmte Waffen oder auch auf die Klassen (Samurai / Shinobi) der beiden legt.

Für neue Talente wiederum benötigt ihr Wissenspunkte. Diese erhaltet ihr etwa durch das Erforschen von Tempeln und dem dortigen Finden von Schriftrollen. Das Spiel bringt so Progression und Erforschung unter einen Hut.



Ubisoft wartet beim Charaktermanagement von „Assassin’s Creed: Shadows“ mit einer Reihe von Komfortfunktionen auf: Beispielsweise erstellen wir Loadouts und können dank Transmog-Features auch das Aussehen von Waffen und Gear unabhängig von den Werten einstellen. Störend fielen hier in erster Linie die Ladepausen beim Charakterwechsel sowie das Fehlen eines „Plunderbeutels“ zum Ablegen alter Ausrüstungsobjekte auf.

Die Spielwelt

Damit kommen wir dann aber zur Spielwelt und zur Präsentation von „Assassin’s Creed: Shadows“: Wenig überraschend sieht Ubisofts Japan-Abenteuer einfach fantastisch aus. Gerade die Mimik der Charaktere innerhalb der Zwischensequenzen überraschte uns positiv und war in der Lage, Emotionen wie Freude, Wut oder Trauer gut in Szene zu setzen. Die Spielwelt selbst ist auf den ersten Blick einfach wunderschön und lädt förmlich zum Erkunden ein.

Ubisoft verwendet die fortgeschrittene Anvil-Engine, um beeindruckende Bilder zu kreieren. Neben beschaulichen Dörfern und größeren Burgen sind es aber vor allem Natur und Wetter, die hier Ausrufezeichen setzen. Bei einem Sturm wehen etwa Blätter über den Bildschirm und das Gras wiegt sich hin und her. Gewitter dagegen wirken dank des dichten Regens und der krachenden Sound-Kulisse bedrohlich. 

Die Spielwelt von „Assassin’s Creed: Shadows“ zeichnet sich durch ihre Abwechslung und durch ihren Detailgrad aus. Immer wieder haben wir uns im Test Momente genommen, um das Drumherum einfach zu beobachten. In Wäldern sehen wir, wie Rehe und andere Tiere durch die Büsche hopsen. Das Spiel besitzt an einigen Stellen einen beinahe meditativen Charakter und bringt Elemente der japanischen Kultur wie den Ablauf einer Teezeremonie oder Meditation verstärkt im Spiel unter.

Allerdings sei auch an dieser Stelle gesagt, dass Ubisoft bei der Kreation der Spielwelt nicht den ganzen Weg geht: Denn bei längerer Spielzeit fällt auf, dass NPCs und Spielwelt doch eher Statisten und Kulissen ähneln. Denn einen wirklichen Einfluss hat das eigene Tun auf das große Ganze nicht.

Ein Ruf-System wie in „Kingdom Come Deliverance 2“ hätten wir nicht erwartet. Wir hätten uns aber gewünscht, dass das Spiel zumindest ein wenig auf unsere Aktionen reagiert. Letztlich gibt es nur an bestimmten Burgen ein „Gesucht“-System, welches wir aber fix durch eine Schnellreise ins Versteck zurücksetzen können.

Das Versteck fungiert grundsätzlich als Rückzugsort. Hier finden sich Yasukes und Naoes Verbündete ein, hier erfüllt ihr kleinere charakterbezogene Quests oder baut das Gelände mit dem Editor weiter aus. Im Gegenzug erhaltet ihr weitere Boni oder schaltet Funktionen wie das Anbringen von Gravuren frei. Es ist eine nette Ergänzung und passt auch gut zum Grundtenor des Spiels. Beispielsweise könnt ihr auch Waren sammeln oder sogar schmuggeln, um damit das Versteck zu erweitern.



Darüber hinaus führt „Assassin’s Creed: Shadows“ den Animus-Hub ein. Von hier aus könnt ihr auf die aktuelleren Titel zugreifen – allerdings nur, wenn ihr diese besitzt, ansonsten landet ihr im PSN-Store. Darüber hinaus gibt es Sammelobjekte und spezielle Aufgaben, mit denen ihr Ingame-Objekte freischaltet.

8.5

Wertung und Fazit

PRO
  • Geniale Präsentation
  • Zwei sehr unterschiedliche, spielbare Charaktere
  • Enormer Spielumfang
  • Umfangreiches Charaktersystem mit vielfältigen Anpassungsmöglichkeiten
CONTRA
  • Kein Ruf-System
  • Spielerisches Ungleichgewicht zwischen Yasuke und Naoe
  • Spielwelt und NPCs zumeist nur Kulisse
  • Steuerungsprobleme

Assassin’s Creed Shadows im Test: Assassinen-Comeback oder Totalabsturz?

„Assassin’s Creed: Shadows“ ist nicht fehlerfrei. Gerade die Navigation auf kleinem Raum nervt, die Reittiere benötigen dringend ein Update und die Spielwelt wirkt bisweilen zu sehr wie eine Kulisse. Aber dennoch hat uns Ubisofts Japan-Abenteuer in seinen Bann geschlagen. Und das liegt neben der brillanten Technik und der motivierenden Progression vor allem auch an den zwei unterschiedlichen Charakteren.

Wir waren uns unsicher, ob die Wechsel zwischen Naoe und Yasuke nicht vielleicht die Immersion zerstören oder ob die beiden überhaupt miteinander harmonieren würden. Aber diese Zweifel verflogen schnell und wurden spätestens mit den schön erzählten „Origin-Stories“ beseitigt. Mal vom spielerischen Ungleichgewicht der beiden abgesehen, sind zwei Helden mit zwei Spielstilen ein Zugewinn. Denn wir bekommen so mit noch mehr Entscheidungsmöglichkeiten und Optionen an die Hand.

„Assassin’s Creed: Shadows“ bleibt zwar ein typischer Serienableger, weicht aber in vielen Punkten von der bewährten Ubisoft-Formel ab. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen und spielen lassen: „Shadows“ ist erstklassige Open-World-Action und wird hoffentlich auch entsprechenden Anklang finden.

Kommentare

darkbeater

darkbeater

18. März 2025 um 18:24 Uhr
OzeanSunny

OzeanSunny

18. März 2025 um 18:25 Uhr
Johannes89

Johannes89

18. März 2025 um 18:43 Uhr
Knoblauch1985

Knoblauch1985

18. März 2025 um 18:59 Uhr
RoyceRoyal

RoyceRoyal

18. März 2025 um 21:37 Uhr