Ein Auftritt von Executive Producer Martin Klíma auf der Prague Comic-Con gab seltene Einblicke in den Entwicklungsprozess hinter “Kingdom Come: Deliverance 2”. Dabei wurde deutlich, wie viele Elemente im Laufe der Produktion gestrichen wurden. Der Verzicht auf diese Inhalte verkürzte die Entwicklungszeit – und könnte langfristig auch neue Inhalte für DLCs bedeuten.
Gestrichene Hauptinhalte: Von Dracula bis Kutná Hora
Ein besonders umfangreicher Teil der ursprünglich geplanten Inhalte von “Kingdom Come: Deliverance 2” betraf 35 Quests, die nicht in das fertige Spiel übernommen wurden. Darunter befand sich auch ein komplexer Handlungsstrang um die Entführung eines Mitglieds der Dracula-Familie aus dem Lager von Sigismund.
Martin Klíma erklärte: „Spieler hätten entweder Vlad Dracula oder seinen Sohn oder Vater aus Sigismunds Lager entführt, ich bin mir jetzt nicht mehr ganz sicher. Einfach ein Familienmitglied, das zu dieser Zeit lebte und Sigismund tatsächlich als König von Ungarn treffen konnte.“
Die historische Einordnung deutet auf einen jungen Vlad II Dracul hin – den Vater von Vlad dem Pfähler – als mögliche Vorlage für den geschnittenen Charakter. Im weiteren Verlauf dieser nicht realisierten Handlung hätte der Protagonist versucht, auch an Sigismund heranzukommen – allerdings mit einem Twist.
Auch ein erheblicher Teil der Spielwelt fiel den Kürzungen zum Opfer. Rund 15 Prozent der Karte rund um die Stadt Kutná Hora wurden nicht fertiggestellt.
DLC oder Vorhölle der Entwicklung?
Viele der gestrichenen Inhalte von “Kingdom Come: Deliverance 2” wurden laut Klíma zunächst als potenzielle DLCs eingestuft – ein häufig genutzter Zwischenschritt vor der endgültigen Streichung.
„Wir haben sie nach und nach verschoben, bis wir ihnen intern den DLC-Status gaben. Das bedeutet eine mögliche Veröffentlichung in einem zukünftigen Update, aber oft eher eine Vorhölle vor der Absage“, erklärte er.
Die Entscheidung, diese Inhalte zu streichen, fiel in mehreren Fällen bereits kurz nach der Konzeptionsphase. „Es war eine brutale Vereinfachung. Und es brachte die Veröffentlichung des Spiels sechs Monate näher.“
Ein ebenfalls während der Entwicklung von „Kingdom Come Deliverance 2“ verworfenes Feature war ein Karma-System, das Henrys moralische Entscheidungen reflektieren sollte. „Unsere Idee war, dass es eine gewisse Chance gibt, dass man einen Traum hat. Welcher Art? Das würde vom Karma abhängen“, erklärte Klíma.
Spieler hätten in Albträumen gegen Geister und Dämonen kämpfen können. Diese hätten das Spielerlebnis beeinflusst: Gewinne führten zu Erfahrung. Ebenfalls hätte der fromme und gütige Heinrich in einem Traum einen Hinweis auf den Weg zu einem verborgenen Schatz finden können. Niederlagen hingegen führten zu einem schlechten Schlaf.
Kinder und technische Herausforderungen
Auch kleinere, aber ambitionierte Systeme fielen weg. Dazu zählen etwa dynamische Tore, die sich hätten schließen lassen – ein Feature, das sich laut Klíma als zu kompliziert herausstellte.
„Bei einem normalen Spieler, der keine Dummheiten anstellt? Bei ihm ist es einfach. Aber bei Spielern muss man immer von den schlimmsten Absichten ausgehen“, so Klíma, der das Publikum damit zum Lachen brachte. Was wäre zum Beispiel, wenn ein Spieler ein Pferd ungünstig vor einem Tor „parken“ würde?
Ebenso wurden Kleidung in verschiedenen Größen und Charaktermodelle für übergewichtige Figuren gestrichen. Eine Anzeige für Charisma-Werte, die sich aus mehreren Variablen zusammensetzt, wurde wegen der komplexen Berechnung ebenfalls nicht realisiert.
Ein emotional diskutierter Punkt war das Fehlen von Kindern in “Kingdom Come: Deliverance 2”. Zwar war ihre Einbindung geplant, wurde aber aus technischen und ethischen Gründen verworfen. „Das Hinzufügen von Kindern würde den Realismus erhöhen. Aber wenn man sie nicht angreifen könnte, wäre es keine so realistische Simulation. Und wenn man es könnte, möchte man nicht, dass die Leute Videos davon machen, wie sie einen weiteren Körper auf einen Haufen Kinderleichen werfen. Man will das weder als PR-Problem noch aus menschlicher Sicht“, so Klíma.
Zudem wären neue Animationen und Modelle erforderlich gewesen, was mehrere weitere Monate Entwicklungszeit bedeutet hätte.
Gestrichene Inhalte im Überblick:
- 35 komplette Quests
- 15 Prozent der Karte rund um Kutná Hora
- Handlung um die Entführung eines Mitglieds der Dracula-Familie
- Karma-System mit Träumen und Albträumen
- Dynamische, schließbare Stadttore
- Infobox zur Anzeige von Henrys Charisma
- Unterschiedlich große Kleidungsstücke und Körpertypen
- Kinder-Charaktere mit eigenen Animationen
- Erzählerisches Minispiel mit variablen Geschichten
Trotz der umfassenden Streichungen bewertete Klíma diesen Prozess als notwendig und produktiv. Mit Blick auf die zukünftige Entwicklung könnte ein Teil der Inhalte als Erweiterung zurückkehren – etwa in der angekündigten Erweiterung „Brushes with Death“, die im Mai erscheinen soll.
Weitere Meldungen zu Kingdom Come: Deliverance 2.
Diese News im PlayStation Forum diskutieren
(*) Bei Links zu Amazon, Media Markt, Saturn und einigen anderen Händlern handelt es sich in der Regel um Affiliate-Links. Bei einem Einkauf erhalten wir eine kleine Provision, mit der wir die kostenlos nutzbare Seite finanzieren können. Ihr habt dabei keine Nachteile.
Kommentare
AlgeraZF
15. April 2025 um 14:59 UhrLieber alles schön als kostenpflichtige DLC‘s bringen.
Pinguin27
15. April 2025 um 15:04 Uhr@AlgeraZF Ne, lieber ein funktionierendes und rundes Spielerlebniss abliefern statt auf Biegen und Brechen jede unfertige Quest einzubauen. Bei einem Umfang von 150h+ Spielstunden über einzelne Quests meckern…
Calia_Sakaresh
15. April 2025 um 15:09 UhrMan hat also Dinge gestrichen, um sie später als DLC verkaufen zu können. Klassischer Ubisoft/EA Move. 😉
Calia_Sakaresh
15. April 2025 um 15:11 Uhr@Pinguin27
Einzelne Quests? Es wurden 35 Quests gestriechen. Damit hat das Spiel nur halb so viele Nebenquests bekommen, als geplant.
puGa
15. April 2025 um 15:15 UhrKCD2 beinhaltet genügend Content. Wer wegen 35 fehlende Quests jammert, dem ist nicht zu helfen.
AlgeraZF
15. April 2025 um 15:18 Uhr@puGa
Wieviele müssen es sein um das nicht gut finden zu dürfen? So 80% statt 50%?
Mauga
15. April 2025 um 15:18 UhrDas mit den Kinderleichen geht schon mit Mods 🙂
puGa
15. April 2025 um 15:22 Uhr@AlgeraZF
Keine Ahnung ob du es spielst oder gespielt hast. Das Spiel ist ein Umfang Monster. Ohne diese Erwähnung über fehlende Quests, es wäre niemanden aufgefallen.
Helldorado
15. April 2025 um 15:28 UhrPuh.Zum glück kein ubisofttitel.Dann wär hier aber was los…
naughtydog
15. April 2025 um 15:29 UhrViel hilft nicht immer viel.
Calia_Sakaresh
15. April 2025 um 15:37 Uhr@puGa
Es sagt ja auch niemand, dass das Spiel zu wenig Inhalt hat. Es hat aber einen faden beigeschmack, dass man viele Quests gestriechen hat, nur um sie dan später als DLC verkaufen zu dürfen.
RoyceRoyal
15. April 2025 um 15:38 UhrIch lese hier eine Diskriminierung von Kindern raus!
Renello
15. April 2025 um 15:48 UhrKrass wie gleich wieder geflennt wird. Irgendwann muss ein so umfangreiches Spiel auch mal released werden. In einem halben Jahr entstehende Kosten sind immens.
Hier sehe ich jetzt auch nicht, was Warhorse hier falsch gemacht hat. Ist doch gut, wenn sie transparent sind.
Ich warte z.B. mit dem Game, einfach weil ich es lieber irgendwann fertig und komplett spielen möchte.
xjohndoex86
15. April 2025 um 17:11 UhrOh, oh. Wenn das wieder an die große Glocke gehangen wird. Sehe die reißerischen Titel bei Youtube Videos jetzt schon vor meinen Augen. ^^
Oliwer
15. April 2025 um 18:56 UhrNach 150 Stunden (60%) lauf ich auf Hochturen. Ich brauch immer sehr lange. Den Ameisenhaufen zum Beispiel. Der muß noch untersucht werden. Mit dem Dlc beschäftige ich mich nächsten Jahr……gg
Greifchen
15. April 2025 um 18:58 UhrHier kapieren wieder mal viele den Artikel nicht. Ein Großteil der gestrichenen Inhalte werden wir nie zu Gesicht bekommen, weil sie meistens schon in der Konzeptionsphase gestrichen wurde. Die Aussage diese evtl. später als DLC zu bringen, war nur eine vorgeschobene Hoffnung für die daran beteiligten Entwickler. Was glauben hier manche eigentlich wie so eine Spielentwicklung von statten geht? Andauernd werden Sachen aus Budget- und Zeitgründen gestrichen. Sonst würden Spiele in dieser Größenordnung nie fertig werden.
Velerios
15. April 2025 um 19:10 UhrHier zeigt sich wieder mal dass viele nicht verstanden haben um was es geht: Es ist normal dass Inhalte gestrichen werden: Natürlich will man so viel integrieren wie möglich, aber es ist einfach nicht alles möglich: und bevor es in der Mülltonne landet gibt man das natürlich erst in den DLC-Ordner rein. Schon während der Konzeptphase geschieht das. Und ja, wer schonmal durch den südlichen Teil Kuttenbergs und außerhalb gegangen ist merkt, dass hier gekürzt wurde, war mir schon beim ersten besuch klar, denn dort sind viele Gebäude, die man nur aus der Ferne betrachten kann (nicht weil man diese kein interior haben, sondern kein weg zu ihnen führt); also fast das gesamte „industrieviertel“ der Stadt das sich außerhalb befindet.
Man fängt bei jedes Spiel mit dem maximum an, aber muss dann einfach den Rotstift ansetzen.
Andre_cantwait
15. April 2025 um 19:10 UhrDas Spiel ist ein GOTY-Kandidat, der nicht mit Content geizt. Mit einem mutmaßlichen Budget von nur knapp 50 Mio. € hat man diverse AAA-Konkurrenten alt aussehen lassen. Wer hier meckert, soll sich nicht beschweren, wenn Games in ihrer Standard-Version irgendwann 100€+ kosten und man nur Mist geboten kommt.
Velerios
15. April 2025 um 19:12 Uhr@Mauga: natürlich geht das mit Mods, aber dafür ist dann Warhorse Studio nicht mehr verantwortlich, und darum geht es.