Hauptstadt Rom: Der größte Erfolg des Teams war sicher das ambitionierte und an „Bioshock“ erinnernde Gruselabenteuer „Close to the Sun“. Weitere Werke sind „Lantern“, „Enki“ oder auch „N.E.R.O. Nothing Ever Remains Obscure“.
Warum wir uns zu Beginn dieses Artikels derart stark mit Storm in a Teacup beschäftigen? Weil das Studio bislang zwar durchaus hoffnungsvolle, jedoch keine absolut herausragenden Titel ablieferte – und auf den großen internationalen Durchbruch noch wartet. Das am 23. April 2025 unter anderem für PlayStation 5 erscheinende Stealth-Action-Game „Steel Seed“ ist die bislang größte Produktion und beweist, dass erstklassige Spiele nicht nur im AAA-Sektor zu finden sind.
Schöne, düstere Science-Fiction-Welt
„Steel Seed“ spielt in einer weit entfernten Zukunft. Die Menschheit ist am Ende. Der Raubbau an der Welt hat den Planeten in die Knie gezwungen und das Leben ausgelöscht. An deren Stelle treten nun Maschinen. Zu Beginn des Spiels erwacht die kybernetische Lebensform Zoe aus ihrem Schlaf. An ihrer Seite: der piepsende und überaus putzige Roboter Koby. Zoe selbst hält sich noch für einen Menschen – genauer gesagt für die Tochter des genialen Wissenschaftlers Doktor Archer.
Denn noch während die Menschheit an ihrer eigenen Gier zugrunde ging, entwickelte dieser das Protokoll STANGA, welches zu gegebener Zeit die Menschen zurück auf den Plan und damit vor der Auslöschung bewahren soll. Zoe erhält nun die Verantwortung, diese Aufgabe auch in die Tat umzusetzen. Blöderweise haben sich inzwischen die Roboter auf der Welt breitgemacht und sind von den Comeback-Plänen der Menschen gar nicht begeistert. Entsprechend machen die Maschinen Jagd auf Zoe und trachten ihr nach dem Leben.

„Steel Seed“ präsentiert seine Science-Fiction-Spielwelt in teils beeindruckenden Bildern. Auch wenn ihr Zoe aus der freien Verfolgerperspektive kontrolliert, übernimmt das Programm in Schlüsselmomenten immer wieder die Regie. In solchen Augenblicken wird „Steel Seed“ plötzlich zum Sidescroller, sodass wir im Hintergrund etwa das Panorama der weiten Welt genießen können. Das Abenteuer nutzt dabei immer wieder die schiere Höhe seiner Bauten und Areale, um das Motiv von Zoes Einsamkeit zu unterstreichen.
Klettern, kraxeln, Koby!
Auch wenn Zoe der Hauptcharakter ist, übernimmt ihr fliegender Kompagnon Koby eine ebenso tragende Rolle. Zum einen fungiert der putzige Geselle als emotionaler Anker, dem im späteren Verlauf noch mehr Story-Bedeutung zukommt. In Sachen Gameplay ist Koby Begleiter und interaktiver Helfer.
Auf Tastendruck übernehmt ihr nämlich die Drohne aus der Ego-Perspektive. Während Zoe unbemerkt in Deckung bleibt, markiert ihr mit Koby Feinde, sprengt mit dessen Geschütz explosive Fässer oder betätigt Wandschalter. „Steel Seed“ wird zwar gerne als Stealth-Action-Game verkauft, besitzt aber eine Menge Umgebungs-Puzzles. Zoe ist nämlich eine wahre Akrobatin: Sie balanciert über schmale Stege, vollführt Wall-Runs oder Doppelsprünge und hangelt sich an Vorsprüngen entlang. Auf ihren Reisen durch die Roboteranlagen ist der Weg aber nicht immer vorgefertigt. Häufig müsst ihr erst durch Schalter Plattformen oder Aufzüge in Bewegung setzen oder in Position bringen.

Auch wenn sich Koby vergleichsweise träge steuert, bringt er einige Qualitäten mit, die euch beim Meistern der Rätsel helfen. Ihr habt damit Zugriff auf Kobys Kamerasystem. Dieses hebt interaktive Elemente wie Schalter farbig hervor. Dadurch wisst ihr zumindest schon mal, welche Level-Bestandteile ihr verwenden müsst. Die Lösungen allerdings basieren sehr oft auf guten Reaktionen und dem passenden Timing. In der sogenannten Tiefe im ersten Drittel des Spiels etwa hebt und senkt ihr Säulen auf Tastendruck und müsst im richtigen Moment zu Zoe wechseln und mit ihr an die sich bewegenden Teile springen.
Einfach gehaltene Charakterentwicklung
Die Spielwelt von „Steel Seed“ ist gewaltig groß, aber dennoch linear. Euch erwartet also kein Open-World-Spiel, sondern eine geradlinige Erfahrung mit gelegentlichen Seitensträngen für versteckte Extras und Gegenstände. Eine kurze Science-Fiction-Reise ist „Steel Seed“ allerdings nicht. Die Spielzeit beträgt zwischen 15 und 20 Stunden.
Als Schlüsselpunkte entdeckt ihr immer wieder Vita-Kammern. Diese dienen als Schnellreise- und Speicherpunkte. Zugleich könnt ihr hier aber auch Upgrades vornehmen.
Durch das Bewältigen von Aufgaben und das Looten erledigter Gegner sammelt ihr Daten. Diese investiert ihr wiederum in Upgrades in den Kategorien Stealth, Werkzeug und Kampf. Insgesamt kommt das Spiel so auf rund 50 Fertigkeiten, mit denen ihr euch einen Vorteil verschaffen könnt. Zoe und Koby teilen sich den Spielfortschritt. Der Roboter besitzt also keinen separaten Tech-Tree. Vielmehr schalten wir etwa Zusatzfunktionen wie das Anzeigen gegnerischer Patrouillenrouten oder auch eine Mine als alternative Munition frei.
Darüber hinaus schaltet ihr über die Progression neue Kampfrüstungen frei und entdeckt ganz nebenbei auch noch Tagebücher, die euch mit weiteren Informationen über die Hintergründe versorgen.
Schleichen oder kämpfen?
In seinem Kern ist „Steel Seed“ aber ein Mix aus Stealth- und Action-Spiel. Auf Tastendruck geht Zoe in die Hocke, versteckt sich hinter Mäuerchen oder in „Glitch-Gras“. Das System ist altbekannt. Die angesprochenen Roboter-Wachen agieren relativ berechenbar. Sobald wir in deren Sichtlinie kommen, werden sie auf uns aufmerksam und gehen der Sache nach.

An dieser Stelle kommt Koby ins Spiel. Mit ihm markieren wir Gegner, machen deren Wege kenntlich oder lenken sie ab. Die Möglichkeiten hängen hier von den freigeschalteten Upgrades ab. Wird Koby entdeckt, greifen ihn die Wachen auch an. Geht die kleine Drohne zu Boden, ist sie vorübergehend kampfunfähig, kommt aber, sobald der Bereich geklärt ist, wieder zurück. Als Stealth-Spiel ist „Steel Seed“ absolut in Ordnung: Wir schleichen uns also leise an und meucheln Feinde von hinten mit der scharfen Elektroklinge. Wir schalten auch Spezialaktionen wie etwa Angriffe von oben frei. Die Gegner-KI agiert dabei berechenbar, leistet sich allerdings auch gelegentliche Patzer. Im Test blieben die Robo-Wachen gerne mal an der Umgebung hängen oder reagierten zu spät.
„Steel Seed“ ist zwar ein forderndes, allerdings niemals überforderndes Spiel. Das bedeutet: Ihr werdet gelegentlich draufgehen. Das geschieht vor allem dann, wenn ihr gegen viele Feinde oder auch gegen später auftauchende dicke Brocken zu Felde zieht. Zugleich bietet das Spiel aber genügend Hilfsmittel, um die eigene Taktik anzupassen und so eine Lösung für kleinere Probleme zu finden. Leider gibt es beim Kampfsystem auch einige Schwächen: Gegnerische Angriffe sind schwer zu lesen. Angriffe kosten zwar Lebensenergie, sind aber nicht absolut klar erkennbar. Dazu erschweren Grafikeffekte und auch die Kameraführung die Übersicht. Kurzum: Die Kämpfe selbst fallen gegenüber der übrigen Qualität des Spiels ab.
Das Spieldesign erweist sich aber insgesamt als sehr fair: Zum einen könnt ihr Zoe mit gesammelter Energie immer wieder selbst heilen. Stürzt ihr ab, setzt euch das Spiel sofort neu und zieht euch lediglich einen Teil eurer Gesundheit ab. Insgesamt halten sich die Neustarts – und damit die Trips zurück zu den Vita-Kammern – in Grenzen, was dem Spielfluss ausgesprochen guttut.
Kommentare
OzeanSunny
22. April 2025 um 15:15 UhrToller Test.
Danke dafür, meine Neugier wurde dadurch geweckt.
Werde mir das Game mal irgendwann anschauen.
Momentan mit Indiana Jones beschäftigt und da ist die KI auch absolut dumm.
StoneyWoney
22. April 2025 um 15:21 UhrWirkt recht solide und ist schon längst auf der Wunschliste, allerdings kommt diese Woche auch Clair Obscur raus, das mehr als nur „solide“ wirkt 🙂
galadhrim05
22. April 2025 um 17:46 UhrSehr gut, war schon lange auf meiner wishlist !
Das hört sich doch gut an
AndromedaAnthem
22. April 2025 um 18:09 UhrSo, nach knapp 2 Std. nun meine Ersteinschätzung von Steel Seed ~ 8.5! 🙂
Third Person SciFi ist sowieso voll mein Ding, die Atmosphäre gefällt mir super und die überraschender Weise vorhandene, TOLLE, deutsche Sprachausgabe setzt dem Ganzen noch die Krone auf!
Den Superpreis kann man auch noch erwähnen ~ Top Game! 🙂