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Steel Seed im Test: Ist der Cyber-Schleicher ein Geheimtipp?

Die Menschheit am Abgrund, eine finstere Science-Fiction-Welt und ein putziger Roboter als Sidekick? Das sind die Zutaten für das Action-Stealth-Game "Steel Seed". Der Test verrät, wieso ihr dieses Spiel unbedingt auf eure Merkliste packen solltet.

play3 Review: Steel Seed im Test: Ist der Cyber-Schleicher ein Geheimtipp?

7.5

Hauptstadt Rom: Der größte Erfolg des Teams war sicher das ambitionierte und an „Bioshock“ erinnernde Gruselabenteuer „Close to the Sun“. Weitere Werke sind „Lantern“, „Enki“ oder auch „N.E.R.O. Nothing Ever Remains Obscure“.

Warum wir uns zu Beginn dieses Artikels derart stark mit Storm in a Teacup beschäftigen? Weil das Studio bislang zwar durchaus hoffnungsvolle, jedoch keine absolut herausragenden Titel ablieferte – und auf den großen internationalen Durchbruch noch wartet. Das am 23. April 2025 unter anderem für PlayStation 5 erscheinende Stealth-Action-Game „Steel Seed“ ist die bislang größte Produktion und beweist, dass erstklassige Spiele nicht nur im AAA-Sektor zu finden sind.

Schöne, düstere Science-Fiction-Welt

„Steel Seed“ spielt in einer weit entfernten Zukunft. Die Menschheit ist am Ende. Der Raubbau an der Welt hat den Planeten in die Knie gezwungen und das Leben ausgelöscht. An deren Stelle treten nun Maschinen. Zu Beginn des Spiels erwacht die kybernetische Lebensform Zoe aus ihrem Schlaf. An ihrer Seite: der piepsende und überaus putzige Roboter Koby. Zoe selbst hält sich noch für einen Menschen – genauer gesagt für die Tochter des genialen Wissenschaftlers Doktor Archer.

Denn noch während die Menschheit an ihrer eigenen Gier zugrunde ging, entwickelte dieser das Protokoll STANGA, welches zu gegebener Zeit die Menschen zurück auf den Plan und damit vor der Auslöschung bewahren soll. Zoe erhält nun die Verantwortung, diese Aufgabe auch in die Tat umzusetzen. Blöderweise haben sich inzwischen die Roboter auf der Welt breitgemacht und sind von den Comeback-Plänen der Menschen gar nicht begeistert. Entsprechend machen die Maschinen Jagd auf Zoe und trachten ihr nach dem Leben.

„Steel Seed“ präsentiert seine Science-Fiction-Spielwelt in teils beeindruckenden Bildern. Auch wenn ihr Zoe aus der freien Verfolgerperspektive kontrolliert, übernimmt das Programm in Schlüsselmomenten immer wieder die Regie. In solchen Augenblicken wird „Steel Seed“ plötzlich zum Sidescroller, sodass wir im Hintergrund etwa das Panorama der weiten Welt genießen können. Das Abenteuer nutzt dabei immer wieder die schiere Höhe seiner Bauten und Areale, um das Motiv von Zoes Einsamkeit zu unterstreichen.

Klettern, kraxeln, Koby!

Auch wenn Zoe der Hauptcharakter ist, übernimmt ihr fliegender Kompagnon Koby eine ebenso tragende Rolle. Zum einen fungiert der putzige Geselle als emotionaler Anker, dem im späteren Verlauf noch mehr Story-Bedeutung zukommt. In Sachen Gameplay ist Koby Begleiter und interaktiver Helfer.

Auf Tastendruck übernehmt ihr nämlich die Drohne aus der Ego-Perspektive. Während Zoe unbemerkt in Deckung bleibt, markiert ihr mit Koby Feinde, sprengt mit dessen Geschütz explosive Fässer oder betätigt Wandschalter. „Steel Seed“ wird zwar gerne als Stealth-Action-Game verkauft, besitzt aber eine Menge Umgebungs-Puzzles. Zoe ist nämlich eine wahre Akrobatin: Sie balanciert über schmale Stege, vollführt Wall-Runs oder Doppelsprünge und hangelt sich an Vorsprüngen entlang. Auf ihren Reisen durch die Roboteranlagen ist der Weg aber nicht immer vorgefertigt. Häufig müsst ihr erst durch Schalter Plattformen oder Aufzüge in Bewegung setzen oder in Position bringen.

Auch wenn sich Koby vergleichsweise träge steuert, bringt er einige Qualitäten mit, die euch beim Meistern der Rätsel helfen. Ihr habt damit Zugriff auf Kobys Kamerasystem. Dieses hebt interaktive Elemente wie Schalter farbig hervor. Dadurch wisst ihr zumindest schon mal, welche Level-Bestandteile ihr verwenden müsst. Die Lösungen allerdings basieren sehr oft auf guten Reaktionen und dem passenden Timing. In der sogenannten Tiefe im ersten Drittel des Spiels etwa hebt und senkt ihr Säulen auf Tastendruck und müsst im richtigen Moment zu Zoe wechseln und mit ihr an die sich bewegenden Teile springen.

Einfach gehaltene Charakterentwicklung

Die Spielwelt von „Steel Seed“ ist gewaltig groß, aber dennoch linear. Euch erwartet also kein Open-World-Spiel, sondern eine geradlinige Erfahrung mit gelegentlichen Seitensträngen für versteckte Extras und Gegenstände. Eine kurze Science-Fiction-Reise ist „Steel Seed“ allerdings nicht. Die Spielzeit beträgt zwischen 15 und 20 Stunden.

Als Schlüsselpunkte entdeckt ihr immer wieder Vita-Kammern. Diese dienen als Schnellreise- und Speicherpunkte. Zugleich könnt ihr hier aber auch Upgrades vornehmen.

Durch das Bewältigen von Aufgaben und das Looten erledigter Gegner sammelt ihr Daten. Diese investiert ihr wiederum in Upgrades in den Kategorien Stealth, Werkzeug und Kampf. Insgesamt kommt das Spiel so auf rund 50 Fertigkeiten, mit denen ihr euch einen Vorteil verschaffen könnt. Zoe und Koby teilen sich den Spielfortschritt. Der Roboter besitzt also keinen separaten Tech-Tree. Vielmehr schalten wir etwa Zusatzfunktionen wie das Anzeigen gegnerischer Patrouillenrouten oder auch eine Mine als alternative Munition frei.

Darüber hinaus schaltet ihr über die Progression neue Kampfrüstungen frei und entdeckt ganz nebenbei auch noch Tagebücher, die euch mit weiteren Informationen über die Hintergründe versorgen.

Schleichen oder kämpfen?

In seinem Kern ist „Steel Seed“ aber ein Mix aus Stealth- und Action-Spiel. Auf Tastendruck geht Zoe in die Hocke, versteckt sich hinter Mäuerchen oder in „Glitch-Gras“. Das System ist altbekannt. Die angesprochenen Roboter-Wachen agieren relativ berechenbar. Sobald wir in deren Sichtlinie kommen, werden sie auf uns aufmerksam und gehen der Sache nach.

An dieser Stelle kommt Koby ins Spiel. Mit ihm markieren wir Gegner, machen deren Wege kenntlich oder lenken sie ab. Die Möglichkeiten hängen hier von den freigeschalteten Upgrades ab. Wird Koby entdeckt, greifen ihn die Wachen auch an. Geht die kleine Drohne zu Boden, ist sie vorübergehend kampfunfähig, kommt aber, sobald der Bereich geklärt ist, wieder zurück. Als Stealth-Spiel ist „Steel Seed“ absolut in Ordnung: Wir schleichen uns also leise an und meucheln Feinde von hinten mit der scharfen Elektroklinge. Wir schalten auch Spezialaktionen wie etwa Angriffe von oben frei. Die Gegner-KI agiert dabei berechenbar, leistet sich allerdings auch gelegentliche Patzer. Im Test blieben die Robo-Wachen gerne mal an der Umgebung hängen oder reagierten zu spät.

„Steel Seed“ ist zwar ein forderndes, allerdings niemals überforderndes Spiel. Das bedeutet: Ihr werdet gelegentlich draufgehen. Das geschieht vor allem dann, wenn ihr gegen viele Feinde oder auch gegen später auftauchende dicke Brocken zu Felde zieht. Zugleich bietet das Spiel aber genügend Hilfsmittel, um die eigene Taktik anzupassen und so eine Lösung für kleinere Probleme zu finden. Leider gibt es beim Kampfsystem auch einige Schwächen: Gegnerische Angriffe sind schwer zu lesen. Angriffe kosten zwar Lebensenergie, sind aber nicht absolut klar erkennbar. Dazu erschweren Grafikeffekte und auch die Kameraführung die Übersicht. Kurzum: Die Kämpfe selbst fallen gegenüber der übrigen Qualität des Spiels ab.

Das Spieldesign erweist sich aber insgesamt als sehr fair: Zum einen könnt ihr Zoe mit gesammelter Energie immer wieder selbst heilen. Stürzt ihr ab, setzt euch das Spiel sofort neu und zieht euch lediglich einen Teil eurer Gesundheit ab. Insgesamt halten sich die Neustarts – und damit die Trips zurück zu den Vita-Kammern – in Grenzen, was dem Spielfluss ausgesprochen guttut.

7.5

Wertung und Fazit

PRO
  • Atmosphärische Spielwelt
  • Interaktion und Zusammenspiel von Zoe und Koby
  • Gelungener Mix aus Action, Stealth und Umgebungsrätseln
CONTRA
  • Gelegentliche KI-Fehler
  • Kleinere Kameraprobleme
  • Kampfsystem und Trefferfeedback "nur" durchschnittlich

Steel Seed im Test: Ist der Cyber-Schleicher ein Geheimtipp?

Es ist zugegebenermaßen schon beinahe erfrischend, mal keine offene Spielwelt mit tausenden von Sammelgegenständen und Nebenaufgaben vor sich zu haben. „Steel Seed“ ist ein gleichermaßen unaufgeregtes wie souverän entwickeltes Action-Stealth-Erlebnis. Und das ist durchweg positiv gemeint.

Das Erforschen der düsteren Maschinenzukunft und der geschickte Mix aus Schleichen, Kämpfen und Rätseln erzeugen einen überaus gelungenen Spielfluss. Als Kritikpunkte möchten wir das lediglich solide Kampfsystem sowie die insgesamt eher schwache Gegner-KI sowie gelegentliche Fehler ins Feld führen. Doch alles in allem entpuppt sich „Steel Seed“ als Action-Adventure-Geheimtipp, der abseits der großen AAA-Produktionen mit gelungener Technik und Gameplay aufhorchen lässt.

Kommentare

OzeanSunny

OzeanSunny

22. April 2025 um 15:15 Uhr
StoneyWoney

StoneyWoney

22. April 2025 um 15:21 Uhr
galadhrim05

galadhrim05

22. April 2025 um 17:46 Uhr
AndromedaAnthem

AndromedaAnthem

22. April 2025 um 18:09 Uhr